: Unterm Strich
Ein bemerkenswertes Um-die-Wette-Erinnern, bei dem deutsch-polnische Zeitzeugen über die Vertreibung aus ihrer Heimat in den Jahren 1939 bis 1959 berichteten, ist am Samstag in Warschau zu Ende gegangen. Mit dem ersten Preis wurde Czeslaw Rajca aus Lublin ausgezeichnet, der in seiner Erzählung von seinem Heimatdorf nahe Grodek in der heutigen Ukraine berichtet, in dem ursprünglich Polen, Juden und Deutsche zusammenlebten. Rajca beschreibt, wie in den verschiedenen Kriegsphasen jeweils Deutsche, Polen und Juden flüchten mußten, vertrieben oder verschleppt wurden.
An dem vom polnischen Forschungsinstitut Karta, dem Karlsruher Verein der Freunde Polens und der Universität Trier ausgeschriebenen Wettbewerb nahmen 214 Menschen teil. 115 Berichte kamen von Polen, 98 von Deutschen und einer von einem Ukrainer. Die deutschen Einsendungen stammen nach Angaben der Veranstalter vor allem aus den neuen Bundesländern. Dies hänge mit dem dort zu DDR-Zeiten verordneten Schweigen zum Thema Vertreibung zusammen, sagte der polnische Historiker Wlodzimierz Borodziej. Ein Teil der eingesandten Berichte soll im kommenden Jahr in einem Buch herausgegeben werden.
Streikende Nachtwächter (Metapher?) haben ihre Blockade des Pariser Louvre am Samstag fortgesetzt. Etwa zwei Dutzend Mann versperrten Touristen den Zugang zum Museum, während dahinter Kassen und Ausstellungsräume geöffnet waren, teilte die Direktion mit. Die Gewerkschaften fordern mehr freie Tage für die Beschäftigten.
Etwas verzweifelt beharrerisch wirken die Meldungen von der Versammlung sozialdemokratischer Kulturforen, von der die Äußerung Thierses kolportiert wird, die Förderung der Kultur müsse auch weiterhin eine „gemeinschaftliche Aufgabe“ bleiben. Die verstärkte Nutzung anderer Finanzierungsquellen, beispielsweise durch privates Kultursponsoring, dürfe nicht dazu führen, daß sich die öffentliche Hand zurückzieht, sagte Thierse am Samstag. Notwendig sei auch eine Änderung des Stiftungsrechtes, um die Errichtung von Stiftungen für kulturelle Zwecke zu erleichtern, sagte Thierse. Er kündigte an, daß das Bundeskulturforum in der kommenden Woche in Berlin eine Veranstaltung zum Thema Kunst im parlamentarischen Raum veranstalten wird. Es sei nicht richtig, daß die künstlerische Gestaltung am künftigen Parlamentssitz „praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit“ stattfindet. Diese habe aber ein Recht zu erfahren und mitzureden, wofür das Parlament öffentliche Gelder ausgibt.
Schließlich bleibt zu sagen, daß die Dresdner „Filmnächte am Elbufer“ (4.7.–17.8.) mit einem brandgeilen neuen Kurzfilmprogramm aufwarten können.
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