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Hysterie gegen die Nationalparks

■ Bewohner von Nationalparks wollen sich von Ökostandards nicht mehr knebeln lassen. Gründung eines Bundesverband

Hannover (taz) – „Bundesweit ist eine regelrechte Nationalparkhysterie ausgebrochen“, klagt Ulrich Dempwolf, seines Zeichens Vorsitzender des „Vereins für die Erhaltung des Lebensraumes Harz“. Sein Verein macht mobil: Nun unterstützt er eine Klage der Oberharzer Gemeinde Altenau, durch die der niedersächsische Nationalpark Harz auf ein Drittel seiner jetzigen Fläche reduziert werden soll.

Kürzlich haben 45 Vertreter von Initiativgruppen Nationalparkbetroffener einstimmig die Gründung eines Bundesverbands beschlossen. Dieser soll Behörden gegenüber die Interessen der Nationalparkgegner vertreten – vor allem bei Konflikten „zwischen Natur- und Landschaftsschutz und Verkehr, Tourismus, Sport oder Wirtschaft“.

Nationalparks, so Dempwolf, sollen „nur dort eingerichtet werden, wo wirklich unberührte Natur vorhanden ist“. Daß es unberührte Natur in der Bundesrepublik nicht gibt, stört dabei den Mann aus Osterode keineswegs. Im Gegenteil sagt er: „Das ist es ja gerade.“ Auf ihrem Bundestreffen haben die Nationalparkfeinde akribisch die hindernden Einflüsse von Nationalparks auf „Investitionen in Wirtschaft und Infrastruktur“ beklagt. Gestützt ausgerechnet auf das Bundesnaturschutzgesetz und die entsprechnde UN-Richtlinie haben sie „Grundsätze zur Ausweisung von Nationalparks in Deutschland“ zu Papier gebracht. Mit Hilfe dieser internationalen Richtlinien fordern sie, Nationalparks in Gebieten, die der Erholung und dem Fremdenverkehr dienen, „möglichst bald umzubenennen“. Strikt lehnen Dempwolf und seine Freunde „einen Rückzug des Menschen“ zugunsten des Naturschutzes ab.

In Niedersachsen, wo im nächsten Jahr Wahlen anstehen, zeigt der immer wieder im Harz und am Wattenmeer aufflackernde Unmut der Naturschutzgegner längst Wirkung. Als das niedersächische Umweltministerium Anfang der Woche in Oldenburg etwa den vom Bundesumweltministerium – zusammen mit Dänemark und den Niederlanden – erstellten „Trilateralen Wattenmeerplan“ präsentierte, ermunterte er die Gemeinden an der Nordseeküste ausdrücklich, Bedenken gegen eine Ausweitung des Naturschutzes anzumelden.

Anders als das Bundesumweltministerium will Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn die Flußmündung der Ems (Dollart) nicht in den Nationalpark Wattenmeer einbezogen sehen. Vor weiteren Schutzmaßnahmen sollten die beiden Nachbarländer zunächst den hohen niedersächsischen Ökostandard erreichen. Jürgen Voges

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