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Der Krieg als Schicksalsmacht

■ „Aber ischa Krieg“: Eine musikalische Inszenierung von Feldpostbriefen

„Aber ischa Krieg – Sängerfeldpostbriefe – Kriegerisches Gemeinschaftsideal und Deutsches Lied“: Unter diesem Titel bieten der Kulturladen Pusdorf, die Kulturwerkstatt Westend und der DGB Bremen an diesem Wochenende eine interdisziplinäre Tagung an. Sie soll jenseits der „Wehrmachtausstellung“in der Unteren Rathaushalle eine andere Sicht auf das Thema bieten: Die des einfachen Soldaten, der den Krieg mit „Aber ischa Krieg“als unausweichliche Schicksalsmacht verstand. Der Historiker Achim Saur hat eine Ausstellung mit Feldpostbriefen des Männergesangsvereins „Neue Eintracht“gestaltet, die im Stadtteilarchiv des Kulturladens Pusdorf aufbewahrt sind. Die Lieder, die sie sangen, beschworen den Heldentod, waren Grundlage für ein nationalsozialistisches Kulturleben, andererseits aber auch genau nicht, weil man sich gegen die Vereinnahmung durch die Nazis wehrte. „Es war ein kleinbürgerlich-proletarischer Verein, der sich auch nicht so ohne weiteres die schnell ausgebildeten Chorleiter der Nazis verpassen lassen wollte“, so Achim Saur. Die Verschränkung von Ausstellung, Vorträgen und Musik bildet das spezifische Angebot dieses kompakten Wochenendes. Für die „musikalische Inszenierung“, wie sich das Montage-Konzert nennt, hat der Bremer Komponist Uwe Rasch mit dem Titel „Leb wohl“ein Stück für drei Blockflöten komponiert, das die künstlerische Tradition des Totentanzes aufgreift und sich als musikalischer Kommentar zu den Feldpostbriefen versteht: „Ein Stück, das nur aus kraftlosen Verendungen besteht“(Uwe Rasch). Die Uraufführung seines Werkes wird kombiniert mit Chören aus dem Repertoire der „Neuen Eintracht“und dokumentarischen Texten. Mit von der Partie sind Sänger des Bremer Theaters. usl

Die Tagung „Aber ischa Krieg“findet am 7. und 8. Juni in der Kulturwerkstadt „Westend“statt. Sie beginnt am Sonnabend um 15 Uhr. Die Musikalische Inszenierung „Leb wohl“ist am gleichen Tag um 18 Uhr dortselbst zu hören. Die von Achim Saur recherchierte Ausstellung ist ebenfalls im „Westend“zu sehen. Eine Tournee durch Bremer Bürgerhäuser ist geplant.

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