: Ein Kuss für Untote
■ Das 11. Fantasy Festival ist zu Ende
Die Zeit der Zombies ist vorbei. Sie bleiben neben vielen anderen klassischen Erscheinungen des Horrorfilms verscharrt und warten weiter auf ihre filmische Reanimation. Das Mainstream-Kino fleddert sich weiter einträglich durch alte Gruselgeschichten, macht den Erfindungsreichtum der B-Movies in Hochglanzbearbeitung salonfähig. Eine Tendenz in der gesamten Filmlandschaft, die sich, wohl auch zwangsläufig, im Programm des Fantasy Filmfest widerspiegelte, das am vergangenen Mittwoch mit der französischen Produktion Dobermann zu Ende ging.
Wie auch in den letzten Jahren haben sich die Veranstalter Hans-Peter Jansen, Schorsch Müller und Rainer Stefan bei der Auswahl vor allem auf den Phantastischen Film konzentriert. Eine Entscheidung, die bei großzügiger Auslegung des Genres eben auch Geschlechterwechselklamauk wie Dating the Enemy ins Programm schleust.
Ob circensisch umjubelte Gewaltorgien oder subtilerer Splatterspaß, das Blut-und-Spiele-Festival zeigte diesmal vor allem große Produktionen. Aufwendiger Edel-Horror wie Wes Cravens Scream, verstörend wie liebevoll inszenierte Nekrophilie in Kissed von Lynne Stopkewich, Ishi Takshis wunderbare Amazonenhommage Gonin 2 und nicht zuletzt die lakonisch-surreale Mordgemeinschaft in Peter Yaus The Odd Ones Dies setzten sicherlich Glanzlichter. Ansonsten viel gut gemachte Unterhaltung, wie Doberman, dessen Geschichte, eine französisch durchgestylte Natural Born Killers-Variante, jedoch so uninspiriert arrangiert ist, daß man sie getrost während der lärmenden Inszenierung und beim Anblick ausgetüftelter Animationen und blutblubbernder Stümpfe vergessen konnte.
So sehr man dem Festival die stolze Zahl der Erstaufführungen gönnt, so vermißt man doch auch all jene Schmuddelkinder aus der B-Movie-Nachbarschaft. Richtigen Trash suchte man vergeblich und selbst Ramschmeisterproduzent Roger Corman lieferte mit Humanoids From The Deep nur schwer Erträgliches. Schade auch, daß die Matineen mit 50er Jahre-Horror-Klassikern nicht wiederbelebt wurden. Vielleicht hätte man besser auf den softlichtdurchzuckten Trailer im Campari-Stil verzichtet, als an einer dankbaren Reliquienschau zu sparen.
Birgit Glombitza
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