■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Radio Bremen ganz privat
Radio Bremen hat bekanntlich vier Programme, und als vor zwei Jahren entdeckt wurde, daß ein spezifisches Angebot für die vielen älteren HörerInnen nicht mehr dabei ist, da begann die Geschichte von der Schlagerwelle, Radio Bremen Melodie. Solange der wortgewaltige Klassik-Chef Klaus Bernbacher davor war, traute sich Programmdirektor hermann Vinke nicht, aber kaum war Bernbacher in die Politik Richtung AfB, da war seine Klassik-Welle weg und Schlager dudelten auf Radio Bremen 3. Nur einen Wellenchef, der das Profil der Welle gestalten würde, den gab es nicht.
Als dies wiederum nun vor einigen Monaten auffiel, da begann ein großer Streit: Hat Radio Bremen im eigenen Hause qualifizierte Leute? Etwa den Karl-Heinz Calenberg, der sowieso die Idee zu der Welle hatte und den Kaffeepott seligen Andenkenkens zur Radio-Bremen-Erfolgsstory gemacht hatte? Die Debatte wurde grundsätzlich: Ausschreibung extern, forderte der Personalrat, und so geschah es dann auch.
Dummerweise mischte sich an dieser Stelle Bernd Neumann, der CDU-Landesvorsitzende, als „Rundfunkrat“in die internen Angelegenheiten des staatsfernen Hörfunk ein und fragte im Rundfunkrat, warum denn Radio Bremen nicht eigene gute Leute hätte, die externe Ausschreibung sei ein „Armutszeugnis“. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) wies Neumann in die Schranken der gebotenen Zurückhaltung, was wiederum die Frauenbeauftragte von Radio Bremen auf den Plan rief, die empört ihr Amt niederlegte. Auch Calenberg hat sich beworben, aber den wollte Vinke ja offenkundig nicht. Gefunden wurde dann Peter Welfers, ein früherer ffn-Redakteur aus dem Büro Oldenburg/Bremen und derzeit in der Nachrichtenabteilung von ffn in Hannover beschäftigt.
Kein Musik-Fachmann, einer vom bösen Privatfunk, aber was macht es. Weil nun erst recht die Wogen im Hause Radio Bremen hoch schlagen, traute sich der Programmchef Vinke bisher nicht, seinen Kandidaten im Direktorium vorzuschlagen. Er denke nach, heißt es.
Was dabei herauskommt? Ganz einfach: Die Klassik-Welle werde nur über seine Leiche abgeschafft, hatte Vinke einst öffentlich gesagt.
Also wird er vorschlagen, den ganzen Knatsch um die Schlager-Welle zu vergessen und aus dem 3. Programm wieder eine Klassik-Welle zu machen, hofft
Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen