: Der korrekte Kniefall
Die AOK startet ein Kampagne – weil viele Inline-Skater nicht einmal bremsen können ■ Von Heike Dierbach
Überraschung! Nichtsahnend geht man fürbaß und fühlt sich plötzlich aufs innigste umarmt – von einem wildfremden Menschen mit Rollen an den Füßen. Die Chancen für solch spontanen Körperkontakt stehen gut: Fast jedeR vierte Inline-SkaterIn hat „erhebliche Probleme“mit dem Bremsen, nicht wenige sind ausschließlich „auf Verkehrsschilder und Passanten angewiesen“. Das haben Untersuchungen der Sporthochschule Köln ergeben.
„Jeder meint, er kann sich einfach draufstellen, und dann geht das schon“, klagt Hans-Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender der AOK. Aber drei von vier SkaterInnen kommen irgendwann unsanft zurück auf den Asphalt – und müssen nach einem Unfall ärztlich behandelt werden. Damit ist Skaten fast die „gefährlichste“Sportart – nur noch übertroffen von Fußball. Weil das Behandlungskosten von etwa 500 Millionen Mark jährlich verursacht, startet die AOK in Kooperation unter anderem mit der Kölner Sporthochschule jetzt eine bundesweite Kampagne „Easy Inline: Skaten – aber sicher!“Gestern wurde sie in Hamburg vorgestellt.
Skaten ist eigentlich gesund, weniger anstrengend als Joggen, hält aber fitter als Radfahren, verteidigt Bettina Schaar von der Sporthochschule die rasante Fortbewegung, die sich gerade auch bei Sport-Muffeln großer Beliebtheit erfreut. Zehn Millionen Paar Skates wurden bisher in der Bundesrepublik verkauft. Doch die notwendigen Ellenbogen-, Knie-, und Handgelenkschoner und einen Einfüh-rungskurs sparen sich viele.
Und zahlen später drauf, denn Laufen, Stoppen und vor allem Fallen wollen gelernt sein, lehrt die Kampagne mit Broschüren und Lehrerfortbildung. Sebastian Baumgartner vom Deutschen Rollsport- und Inline-Verband DRIVe demonstriert: Das gern geübte direkte Abstützen auf die Hände ist out. Wenn man schön der Reihe nach auf – gepolsterte – Knie, Ellenbogen und dann erst Hände fällt, bleibt alles heil. Nicht zuletzt führt auch das Platzproblem immer wieder zu Unfällen. Skater gelten als Fußgänger. Aber welche Fußgängerin schafft schon 30 Stundenkilometer? DRIVe fordert deshalb einen „Skater-Führerschein“, mit dem auf Radwegen gerollt werden darf.
Unterdessen boomt die Branche weiter: Neuheiten von Skate-Tanz bis zu klappbaren Skates kann man von 17. bis 19. April auf der 2. In-line-Skating-Messe in Hamburg bewundern - und ausprobieren. Und nicht vergessen: Beim Fallen die richtige Reihenfolge einhalten!
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