: Antworten auf Letzte Fragen
Ist es sinnvoller, die Wassertemperatur beim Duschen mit dem Kalt- oder mit dem Heißwasserhahn zu regeln? (17.10.98)
Die Frage entspricht nicht mehr ganz den neuesten technischen Errungenschaften, denn modern ist der Einhebelmischarm. Allerdings zeitigt die Kombination eines Einhebelmischers mit einem zweistufigen Durchlauferhitzer gravierende Nachteile. In meiner ehemaligen WG wurden Neuankömmlinge angewiesen, den Mischarm für eine ertragbare Wassertemperatur folgendermaßen zu bedienen: „Das zweite Knacken abwarten und dann ein Stück zurück, aber ganz wenig nur, sozusagen kurz hinter dem zweiten Knacken.“ Das bedurfte einiger Übung. In Zeiten der Ökosteuer ist bei den unmodernen Armaturen natürlich eindeutig der Heißwasserhahn zu bevorzugen.A. Blechschmidt, Hildesheim
Warum wird das Herz als einziges Organ nicht vom Krebs befallen? (17.10.98)
Krebs ist „Zellanarchie“, und so etwas kann sich so eine Pumpe überhaupt nicht leisten. Bevor es anarchisch wird, versagt die Mechanik, und der Organismus stirbt an „technischem Versagen“.Leo Haaf,Tauberbischofsheim
Warum ist der Gesangsverein ein lieber Herr, und wie heißt er mit Vornamen? (17.10.98)
1. Der Herr ist lieb, weil singende Männer nicht schießen. 2. Sein Vorname ist selbstverständlich Gotthilf.Petra und Beate Niehaus
Ein lieber Herr ist er, weil er sich mit dem lieben Schwan, dem lieben Freund und Kupferstecher und mit dem lieben Scholli so gut versteht. Und mit Vornamen heißt er Karl-Heinz.Lorenz Ritter, Hamburg
Was hat vögeln mit Vögeln zu tun? (10.10.98)
Vögel haben ja von Hause aus ein viel größeres Zwischenhirn (im Verhältnis zum Resthirn) als unsereiner. Dies ist für das Navigieren im dreidimensionalen Raum wichtig, was ja beim Menschen eigentlich nicht sooo wichtig ist. Da wir Menschen aber immer alles wollen und können wollen, ist die Erfahrung der dritten Dimension eher mit schlichten (Schlüssel fällt runter) oder unangenehmen (selber hinfallen) Ereignissen verbunden. Wäre da nicht das kleine Liebesspielchen mit all seinen Mysterien. Sozusagen also nur der hilflose Versuch, mit einem bißchen „himmlischen Vergnügen“ das Gehirndefizit auszugleichen. Traurig, aber wahr.Ronny Braun, Berlin
Praktisch gar nichts. In der Theorie ist jedoch bei der sogenannten Aufklärung die menschliche, oft gern verheimlichte Tätigkeit so häufig unter Hinweis auf die Tierwelt erklärt worden, sozusagen: was bei Vögeln auf offener Straße beobachtbar ist, daß Tätigkeits- und Namenwort deckungsgleich wurden und die harmlose Ankündigung „Wir sprechen jetzt von Vögeln“ im Biologieunterricht immer nur an „das Eine“ denken ließ. Durch die Rechtschreibreform – „wir sprechen jetzt von vögeln“ – verfestigt sich die ursprünglich nur akustisch evozierte Gleichsetzung auch optisch immer mehr. Im englischen Sprachbereich ist man übrigens noch einen Schritt weiter, indem man auf einen vergrößerten Tierkreis, nämlich „the birds and the bess“, zurückgreift. Durch Lautverschiebung ist aus dem fröhlichen „Sumsen“ der Bienen schnell auch noch das „Bumsen“ enstanden.Uta Eckensberger, Saarbrücken
Vögel fliegen, und nur fliegen ist schöner!Roland Kosiol, Merseburg
Vögel sind das klassische Synonym für Freiheit. Vögeln ist also mit freier, von Konventionen befreiter Liebe zu übersetzen, woraus trivial-umgangssprachlich hemmungsloser Sex wurde.J. K., Wiesbaden
Wie kommen die Geigen in den Himmel, und welche (klimatischen) Auswirkungen hat ein Himmel voller Geigen? (10.10.1998)
Manchmal verhalten sich Geigen eben wie Zugvögel. Sie sitzen irgendwo herum und fliegen plötzlich einfach in den Himmel. Die Auswirkungen davon auf das Klima sind wunderschön: Das Hundewetter (siehe Die Wahrheit) ist plötzlich verschwunden, die Sonne scheint, und die Königin tanzt mit geschlossenen Augen durch die U-Bahn-Schächte…Eric Stein, Berlin
Geigen kommen genauso in den Himmel wie Menschen, nämlich entweder gar nicht oder nur durch die bekannte klerikale Zensur an der Eingangspforte durch Herrn Petrus. Der wird qua seines Amtes schon für (klimatische) Kompatibilität des irdischen Entsorgungsgutes einstehen. Für den Fall daß nicht, wäre hier unbedingt eine optimierte himmlische Qualitätskontrolle anzumahnen.Stefan Kunold, Bremen
Per Hochgefühlsflug. Die Auswirkung: eine mentale Schönwetterperiode.
Werner Bußmann,Geeste
Wieso Mitgift? (2.10.98)
Diese Frage hat ein schwäbischer Politiker hinreichend beantwortet. Er hat eine Frau aus Metzingen geheiratet, die einen Weinberg mit in die Ehe gebracht hat. (Metzingen ist klimatisch etwas weniger begünstigt als Heilbronn.) Er sagte dann, daß er, nachdem er zum ersten Mal seinen eigenen Wein probiert hat, den Begriff „Mitgift“ endlich verstehen würde.Beatrix Naton, München
Mitgift meint: „mit Gift“, daß die Braut mit Gift, also quasi vergiftet an ihre neue Familie übergeben wird (wohl zu dem Zwecke, ihren künftigen Ehemann alsbald zu beerben, sich dadurch finanziell auf eigene Füße zu stelllen und im besten Fall den Rest der Familie in dieser Hinsicht zu sanieren). Man könnte sich auch vorstellen, daß die mit Mitgift versehene Tochter das häusliche Gift des Streites in die Familie bringt (weil sie sich z.B. mit ihrer Schwiegermutter anlegt), oder es – andersherum – aus ihrer alten Familie mit wegnimmt, weil sie ja jetzt weg und niemand mehr zum Streiten da ist. Außerdem wäre noch vorstellbar, daß man den Töchtern (nur sie kriegen Mitgiften!) etwas Gift überläßt, falls irgend etwas schiefgehen sollte und sie sich zur Wehr setzen muß. Natürlich sind noch weitere Möglichkeiten denkbar, wieso die Frau mit Gift heiratet, z.B., daß man Gift darauf nimmt, daß sie jetzt weg ist und bleibt oder daß die Ehe überhaupt Gift sei. Tatsächlich ist der Ausdruck, so passend solche Spekulationen im Einzelfall auch sein mögen, aber wohl ein niederdeutscher und meint etwas mitgegebenes. Die Mitgift wäre also die Menge dessen, was man der Braut mit in die Ehe gibt, damit sie in Ruhe ihren Hausstand gründen kann. (Natürlich kann da Gift dabeisein, in der Regel dürfte es sich aber um Tischtücher, Bettdecken und sonstigen weniger modeabhängigen Hausrat handeln, und brauchen tut man das dann doch nie.) Was das nun mit Gift zu tun hat? Auch Gift muß man, damit es wirkt, jemandem geben; solange es nur in der Schublade liegt, ist es keinesfalls giftig… Bei guter Führung des Ehemannes ist es also keineswegs vonnöten, sich vor der Mitgift der Frau zu fürchten. Und das sollte doch das Wichtigste sein.Anne Multhoff
Wo fängt Süddeutschland an? (10.10.98)
Seit ich von Lörrach nach Hamburg gezogen bin, höre ich diese Frage fast täglich. Aber nur von Hamburgern. Süddeutsche stellen solche Fragen nicht. Da bestehen keine Zweifel: Norddeutschland, das ist Hamburg und Sylt. Basta. Für Hanseaten hingegen ist alles außer Hamburg Dunkeldeutschland, das da beginnt, wo die HVV nicht mehr hinkommt. Das wahre Süddeutschland, also Baden- Württemberg und Bayern, wird in HH als Norditalien gehandelt und die Schweiz geflissentlich ignoriert. Aber eigentlich haben sie ja recht. Süddeutschland fängt da an, wo der Spaß aufhört. Oder genauer gesagt, wo die Menschen wie retardierte Schweizer oder weichgespülte Österreicher sprechen, man sein Bier aber noch in DM bezahlen kann. Ich sag nur Strooßefescht und Brunzgschirr!David Kraumendahl, Hamburg
Die bisherigen Antworten sind alle a priori unwissenschaftlich, da in keiner die natürliche Grenze Süddeutschlands, der Weißwurstäquator, genannt wird. Der Weißwurstäquator wurde allerdings von den Schergen Helmut Kohls aus den Geographiebüchern entfernt, damit zusammenwächst, was evtl. zusammengehören sollte. Deshalb kann heute niemand mehr genau sagen, wo Süddeutschland beginnt.
Guten Gewissens läßt sich nur noch sagen: 1. Bayern ist nicht Süddeutschland, sondern Bayern. Und sonst nix. 2. Süddeutsschland beginnt da, wo Süddeutsche sich zu Hause fühlen. Wahrscheinlich verläuft der Weißwurstäquator daher durch die Pfosten des Schildes „Auf Wiedersehen in Hessen“ an der A5.Ralf Meindl, Freiburg
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