Kommentar: Der letzte Wackler
■ Warum Hamburgs Innensenator nicht vorzeitig außer Dienst gestellt wird
Zwei Jahre noch wird Hartmuth Wrocklage Innensenator bleiben dürfen. Trotz seiner langen Liste politischer Fehler.
Er machte, um nur drei Beispiele herauszugreifen, mit Arved Semerak eine Nulpe zum Polizeipräsidenten, er ließ sich von Altbürgermeister Voscherau die „Säuberung“ der City von Junkies und Bettlern aufdrücken und sich von der ihm unterstellten Ausländerbehörde eine inhumane Abschiebepolitik diktieren.
Auch der Umstand, dass der als liberaler Schöngeist mit Res-ten von 68er-Sozialisation angetretene Finanzfachmann inzwischen selbst in der SPD-Fraktion kaum noch Rückhalt hat, kostet ihn nicht vorzeitig das Amt. Vor seiner Außerdienststellung rettet Wrocklage, schon bei der rot-grünen Regierungsbildung vor zwei Jahren einer von drei Wa-ckelkandidatInnen, dass er nunmehr der einzige ist: Denn Sozialsenatorin Fischer-Menzel ist bereits weg und ihre unsouveräne Nachfolgerin Roth gilt deshalb als sakrosankt. Und Schulsenatorin Raab erklärte vorige Woche vorsichtshalber, dass diese Amtszeit ihre letzte sei, und damit entzog sie sich allen Personalspekulationen.
Eine Senatsumbildung indes müsste Bürgermeister Runde jetzt oder nie wagen: Zur rot-grünen Halbzeit und in taktischem Vorlauf zur Schleswig-Holstein-Wahl in fünf Monaten. Ein Austausch nur des Innensenators aber ließe sich kaum als der Zukunftsentwurf verkaufen, den Partei und Fraktion von ihm erwarten.
Also wird er Wrocklage behalten und sich auf Programmatisches besinnen müssen, der Ärmste. Sven-Michael Veit
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