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Türkei-Hilfe geht weiter

■ Die „Brücke der Hoffnung“ schickt weitere Hilfslieferungen für Erdbebenopfer in die Türkei / Statt Izmir-Tagen im Oktober ist jetzt aber ein Benefizkonzert geplant

Bremens Partnerstadt Izmir liegt nicht im Erdbebengebiet – und doch hat die Begegnungsgruppe, die Anfang Oktober in der Hansestadt erwartet wurde, jetzt die Reise nach Deutschland abgesagt. „Wir hatten schon fast damit gerechnet“, sagt der Sprecher der Bremer Innenbehörde, Hartmut Spiesecke. Schon gleich nach den ersten Unglücksmeldungen hatte man auch in Bremen erwogen, „dass den Partnern wohl nicht zum Feiern sein wird. Aber es lag nicht bei uns, abzusagen.“

Nur zwei Programmpunkte des geplanten, umfangreichen Begleitprogramms werden jetzt stattfinden; es ist das Konzert der türkischen Pianistinnen Ferzan und Ferhan Önder in der Glocke (2.10.) und eine – bereits ausverkaufte – Filmschau im Kino 46. Außerdem wird es ein – nach der Erdbebenkatastrophe spontan geplantes – Benefizkonzert mit dem Jugendsinfonieorchester und der Jugendsinfonietta geben. Die Einnahmen des Konzerts (siehe rechts) sollen den Erdbebenopfern helfen.

Für die Menschen im Krisengebiet setzt sich derzeit auch die „Brücke der Hoffnung“ ein. Der Bremer Verein, der sich während des Bosnienkrieges humanitär und friedensstiftend engagierte, war durch Hilferufe türkischer BremerInnen in Aktion getreten. „Von unserer Zielsetzung her ist es nicht unsere Aufgabe, in der Türkei zu helfen“, sagt die Vereinsvorsitzende Andrea Frohmader. „Aber wir wissen einfach, wie man die Logis-tik aufbaut.“ Der erste Hilferuf erreichte sie über den türkischen Ehemann einer bremischen Bosnierin, die vor Jahren mit der „Brücke der Hoffnung“ zusammen gearbeitet hatte. Wenn heute deren Hilfslieferung im Wert von über 80.000 Mark in Richtung Türkei losfährt, werden viele Bremer TürkInnen im Industriehafen beim Packen helfen.

Zwei Toilettencontainer sollen auf dem Landweg nach Gölcük geschickt werden. Von der ursprünglichen Idee, Zelte zu schicken, ist der Verein abgerückt, nachdem das türkische Militär in der Krisenregion Unterkünfte aufbaut. „Vor Sachspenden wurden wir richtiggehend gewarnt. Viele Leute haben ja kein Dach über dem Kopf. Wo sollen die Sachen hin“, sagt Frohmader. Deshalb setzt sie auf Hygieneartikel. Es wird wohl der einzige Transport der „Brücke der Hoffnung“ bleiben, die sich nach wie vor für den Aufbau in Bosnien einsetzt.

Die Lieferung, die ein internationaler Spediteur fährt, ist jedoch nicht der einzige Hilfstransport aus Bremen. Bereits am vergangenen Samstag trafen 38 Tonnen an Hilfsgütern und Sachspenden ebenfalls in Gölcük ein. Die Taxifahrer vom Taxi-Ruf hatten die Sammlung in ihrer Freizeit organisiert. Ihren drei Lastern schloss sich schließlich ein – ebenfalls spontan organisierter – Hilfstransport aus dem Ruhrgebiet an. „Mittlerweile sind die Fahrer, zwei türkische und vier deutsche Mitarbeiter wieder auf der Heimreise“, heißt es. „Alles ist glatt gegangen.“

Auf diese Meldung warten die Mitglieder der „Brücke der Hoffnung“ noch. Weil sie gehört hatten, dass über eintreffende Luft-Transporte in der Türkei zentral entschieden werde, wählten sie den Landweg.

Das Misstrauen in die Organisation der türkischen Behörden ist auch unter türkischen BremerInnen groß. „In den Moscheen wird nach ersten zentralen Spenden jetzt deshalb dazu aufgerufen, direkt an Leute zu spenden, die man kennt – oder von denen man gehört hat“, sagt Mehmet Kilinc vom Islam-Archiv. ede

Benefizkonzert am 10. Oktober, 19 Uhr, in der Freien Waldorfschule, Touler Straße: Das Jugendsinfonieorchester und die Jugendsinfonietta spielen unter der Leitung von Heiner Buhlmann Werke von F. Strauß, Smetana und Rachmaninov.

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