Tach auch: Proktophago e.V.
■ Die neue kleine und erbauliche Montagskolumne der taz / 45. Versuch
Unser erster Bürgermeister, Herr Dr. Himpelchen, lebt ja schon länger gänzlich ungeniert und wartet eigentlich nur darauf, daß ihn der Schutzverein der durch Verschlucken von Hundescheiße sexuell erregbaren Bürgerinnen und Bürger Bremens /Proktophago e.V. um Schirrmherrschaft für seine Jahreshauptversammlung angeht. Doch unser zweiter Bürgermeister, Herr Dr. Pimpelchen, holt in Fragen des Rufabbaus auf. Er versieht seinen leerlaufreichen, gähnlangweiligen Berufsalltag mit künstlichen Sinnbröckchen, indem er zusammen mit Himpelchen nach Bonn reist, um eine Gedenktafel für die Bremische Landesvertretung zu enthüllen; indem er für einen niedersächsischen Hirnamputiertensender, der so ähnlich wie Shitradio Empfangsdraht heißt, durch die Innenstadt hoppelt; indem er sich zum Wohle eines hiesigen Fußball- und Theaterclubs öffentlich auf ein Fahrrad setzt. Auch hier sei eine Prognose gewagt: Wir werden Pimpelchen erleben, wie er vor siebzig internationalen TV-Kameras im Rahmen eines öffentliches Anpissens das neue Münzklo im Gewerbegebiet Mahndorf West einweiht. Doch bevor es wieder heißt, der Kolumnist würde seinen Mund zu voll nehmen und doch letztlich nur seine ureigenen proktophilen und Natursekt-Phantasien unter dem Deckmantel zynischer Kritik an Rechtschaffenen austoben lassen, fasse ich mir oder mich, meinetwegen, meinethalben, oberhalb und unterhalb, diesseits jenseits halber wegen, laut vermöge ungeachtet stehen mit dem zweiten Fall – ähemm – an die oder sogar der eigenen Nase. Genauer: stelle mich vor einen Spiegel und schwenke sehr schnell, ja blitzschnell den Kopf von links nach rechts und zurück. Liebwerte niemalsvergessende Leserinnen (Bussi!!!), werte dickhäutige Leser (auf-die-Schulter-Hau!!!): Die Nase beginnt hin und her zu pendeln wie ein Rüssel! Wird Rüssel! O ja, das ist eine Erfahrung, die uns zu erschüttern vermag. Die in unserem Herzen eine dahingewelkte Tugend erweckt: Demut.
Burkhard Straßmann
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