: Die Frühstückspolizei rät
■ Schluss mit dem Stullenklau! Endlich Stopp dem Pausenbrotnepp!
Wer hart arbeitet, freut sich auf seine wohlverdiente Frühstückspause. Wie groß ist aber die Enttäuschung, wenn einem ein ungebetener Mitesser vorher schon ins Pausenbrot gebissen hat, die Wurst auf der Stulle fehlt oder die Thermoskanne halb ausgetrunken und dazu nicht mal wieder ordentlich zugeschraubt wurde, so dass der Rest Milchkaffee nur mehr piwarm ist.
Leider bieten unsere Arbeits- und Sozialräume fiesen Mundräubern ideale Voraussetzungen, um fette Beute zu machen. Leckere Pausenbrote duften aus jedermann zugänglichen Schubladen und Spinden, randvolle Thermoskannen stehen unabgeschlossen herum, prall gefüllte Henkelmänner baumeln unbeaufsichtigt an der Garderobe. Kollegen, deren Küchenmeister eher Schmalhans heißt und die ihren Hunger lediglich mit Milchschnitten oder Schokoriegeln stillen, nutzen diese Gelegenheiten gern, um sich, wenn auch widerrechtlich, ihr „Fett“ abzuholen.
Schützen Sie sich vor solch gemeinen Mundräubern. Lassen Sie sich nicht länger die Wurst vom Brot nehmen. Beachten Sie die Hinweise der Frühstückspolizei:
1. Tragen Sie Ihr Stullenpaket stets dicht am Körper und möglichst nicht zur Kollegenseite hin. Eine Aktentasche ist keine einbruchsichere Speisekammer!
2. Lassen Sie Ihre Wurstsemmel nicht offen auf dem Schreibtisch liegen, essen Sie am besten alles gleich auf.
3. Nehmen Sie nur so viele Wurstbrote mit zur Arbeit, wie Sie voraussichtlich essen können. Das gleiche gilt natürlich auch für Käsestullen.
4. Prahlen Sie nicht vor den Kollegen mit Ihren Pausenbroten. Lassen Sie niemanden riechen, was Mutti Ihnen heute wieder Leckeres eingepackt hat.
5. Verwenden Sie nach Möglichkeit nur Brotbelag, der sich nicht so leicht vom Brot nehmen lässt, also weniger Aufschnitt, dafür mehr Streichware wie Leber-, Grieben- oder Krätzwurst. Auch Schmierkäse, Innereien oder Sardellenschleim sind geeignet, diebischen Wurstfingern den Appetit gründlich zu verderben.
6. Verzichten Sie, auch wenn's schwer fällt, auf hart gekochte Eier, Frikadellen, Knoppers, Gürkchen und andere schmackhafte Nickligkeiten. Die hat man Ihnen nämlich schneller wegstibitzt, als Ihnen das Wasser im Munde zusammenlaufen kann.
7. Falls Sie einen bestimmten Verdacht haben, welcher Kollege Ihnen ans Pausenbrot geht, handeln Sie sofort. Verleiten Sie ihn umgehend zum Mundraub von besonders geruchsintensiven Belägen wie Handkäs mit Musik, Rollmops, Feuerwehrmarmelade (Mett mit Zwiebeln) oder sog. Studentenkotze (Fleischsalat mit Knobi). Den Rest erledigen wir dann mit unseren Stullenspürhunden.
Wir wollen, dass Sie sicher leben. Ihre Frühstückspolizei. Fritz Tietz
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