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Castoren nach Gorleben:Im Dutzend billiger

Deutschland und Frankreich einigen sich auf die Lieferung von jährlich 12 Castoren nach Gorleben. Erster Zug Ende März erwartet. AKW-Gegner wollen blockieren, Grüne höchstens demonstrieren

BERLIN taz ■ Deutschland wird in der letzten Märzwoche den ersten Castor-Transport nach Gorleben unter rot-grüner Regie aus Frankreich bekommen. Darauf einigten sich gestern Bundeskanzler Gerhard Schröder und der französische Ministerpräsident Lionel Jospin auf ihrem Gipfeltreffen in Vittel. In den kommenden zehn Jahren müssen sich nun die Grünen mit jährlich 2 Rücktransporten à 6 Castor-Behältern nach Gorleben auseinander setzen. Anti-AKW-Gruppen im Wendland kündigten an, den Transport blockieren zu wollen. Die Grünen lehnen dagegen Blockaden ab.

Umweltminister Jürgen Trittin begrüßte die Vereinbarung. Schließlich habe Deutschland die „völkerrechtliche und politische Pflicht“ den deutschen Atommüll aus Frankreich wieder zurückzunehmen.

Weniger begeistert sind die französischen Grünen. Denn im Hinblick auf die erste Rücknahme Deutschlands Ende März/Anfang April ist Frankreich nun wieder bereit, deutsche abgebrannte Brennelemente zur Wiederaufarbeitung entgegenzunehmen. Dies sei „nicht hinnehmbar“, erklärte Denis Baupin, Sprecher der französischen Grünen. Frankreich solle nicht als „Atommüllkippe für Deutschland“ dienen.

Es gibt bereits genehmigte Transporte nach Frankreich, zum Beispiel aus Philippsburg. Schätzungen der deutschen Atomwirtschaft gehen von bis zu 500 Behältern aus, die insgesamt bis 2005 nach La Hague oder Sellafield transportiert werden – größtenteils aufgrund bestehender Verträge. Gert Maichel, der Präsident des deutschen Atomforums, erklärte, solche Transporte seien „zur Vermeidung einer Verstopfung von Kernkraftwerken“ weiter „zwingend erforderlich“. Das Bundesumweltministerium will die Zahl aber minimieren, indem es den Betreibern eine Zwischenlagerung an den Atomkraftwerken ermöglicht.

Die deutsch-französische Vereinbarung sieht vor, dass der bei der Wiederaufarbeitung übrig bleibende hoch konzentrierte Atommüll künftig auch in einem Transport zu 12 Behältern möglich sein soll, „wenn es die technische Entwicklung erlaubt“. Bisher können nicht mehr als 6 Castoren auf einmal nach Gorleben gefahren werden, weil die Behälter in Lüchow zuvor von der Bahn auf Lastwagen umgeladen werden müssen. Die Station bewältigt zurzeit aber nur 6 Behälter. Zwölfertransporte hätten für die Regierung den Vorteil, dass nur einmal pro Jahr geliefert werden müsste – und es folglich auch nur eine Demonstration gäbe.

Vertreter der Anti-Atom-Initiativen im Wendland erklärten, den Transport nach Gorleben blockieren zu wollen. Für Demonstrationen, aber gegen Blockaden der Transporte ins Zwischenlager Gorleben sprachen sich dagegen die Landesvorsitzenden der Grünen auf einer Tagung in Berlin am Mittwoch aus. Die designierte Vorsitzende der Bundespartei, Claudia Roth, erklärte gestern ihre Unterstützung für Demonstrationen, mit denen die Partei die Notwendigkeit eines endgültigen Atomausstieges unterstütze. Zugleich wandte sie sich gegen Blockaden in Gorleben, weil diese Transporte notwendiger Teil des Atomkompromisses seien. Hamburgs Landeschefin Antje Radcke gestand gegenüber der taz ein, dass die Erklärungen der grünen Parteispitze zu den Castor-Transporten auch deshalb „so gestelzt“ klängen, weil man im Zusammenhang mit der „unsäglichen Debatte“ um Fischer und Trittin „aus Angst gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen möchte, in irgendeiner Form zu Gewalt aufzurufen“.

M. URBACH/S. WEILAND

brennpunkt S. 3, kommentar S. 11

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