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Posen mit Wimperntusche

The Boxes kombinierten im Schlachthof Mädchenkultur und Riot Grrrls-Bewegung

Nichts mehr funktioniert. „Punk“, war doch immer so, „Punk“ heißt: ehrlich, geradeaus, drastisch, alles in allem: ungeschminkt. So ging‘s auch los, am Sonntagabend im Magazinkeller: ungeschminkt – und altbacken. Die fünf Jungs von Oiro knüppelten Deutschpunk, waren ihrer Sache bestürzend sicher und wirkten dabei wie ein Relikt aus dem Subkultur-Museum.

Irritierend nur für die Düsseldorfer, dass sie vor einer Band spielten, die das mit der Schminke anders handhabt. So irritierend, dass es Oiro über die Straßenkampf-Rhetorik hinweg zu müder Ironie schafften: „Die Boxes haben sich viereinhalb Stunden geschminkt. Genau wie wir.“

Die Boxes also, gut geschminkt: Die Frauenband aus New York steht in der Tradition der Riot Grrrls, jener Bewegung, die Bikini Kill- und Le Tigre Sängerin Kathleen Hanna 1991 lostrat mit ihrem Manifest „Revolution Girl Style Now“. Feminismus sollte im Gewand von Frauen-Punkbands wieder hip werden und dazu gehörte als Kontrast zur Wut auf Sexismus auch eine Mädchenkultur aus Lippenstift und Wimperntusche.

Für die Begründerinnen der Riot Grrrl-Bewegung ging es dabei um das Jonglieren mit Identitäten, ein ironisches Spiel mit Erwartungshaltungen und Zuschreibungen. Für die Boxes aber scheinen die Dinge zehn Jahre danach einfacher zu liegen: „Wir lieben es einfach, Mädchen zu sein. Es gibt keinen Grund, das zu verstecken.“

Und sie lieben es auch, das Mädchen-Klischee mit den Posen des klassischen Rock‘n‘Roll-Machos zu kombinieren: Fäuste fliegen in die Luft, E-Gitarre spielen die Boxes gerne breitbeinig. Dazu gibt‘s eine Coverversion von AC/DCs „TNT“ und grungigen Pop-Rock. Nette Songs, vor allem gezeichnet von den eindringlich gehaltenen Tönen von Sängerin Kate.

Kein Punk, eher Partyrock mit unverkrampften Posing-Experimenten, die an eine spaßig überdrehte Teenie-Clique erinnern – charmant, lustig, und garantiert ungefährlich. „It‘s fun“, sagt Kate. Nicht mehr, und auch nicht weniger. Klaus Irler

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