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Von Zellen und Zahlenreihen

Nobelpreise für Chemie und Wirtschaft gehen in die USA. Biologie, Medizin und Chemie wachsen zusammen

BERLIN taz/afp ■ Der Mensch besteht zu zwei Dritteln aus salzigem Wasser. Die Zellen in unserem Körper leiten jede Sekunde Milliarden von Wassermolekülen, Teilchen für Teilchen durch ihre Hülle, die so genannte Membran. Zwar weiß die Wissenschaft seit Mitte des 19. Jahrhunderts, dass die Zellen Wasser durchleiten müssen; seit hundert Jahren ist bekannt, dass ein elektrischer Strom von Ionen für die Nervenleitung verantwortlich ist. Doch wie das genau funktioniert, war bis in die Neunziger ein Rätsel.

Es waren zwei Amerikaner, die das Rätsel lösten – und beide sollen dafür nun den Chemienobelpreis erhalten, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften gestern verkündete: Peter Agre (54) entdeckte 1990 die Proteine, die Wasser durch die Zellmembran schleusen, die so genannten Aquaporine. Roderick MacKinnon (47) lokalisierte 1998 die Proteinklasse, die Salzionen wie Natrium und Kalium in die Zelle transportiert.

Die Entdeckungen der beiden ermöglichten ganz neue Einblicke in den Stoffwechsel der Zellen – Wissen, das für neue Medikamente nutzbar ist. Es ist kein Zufall, dass Agre wie MacKinnon an ihr Chemie- beziehungsweise Biochemiestudium eine medizinische Ausbildung angehängt haben. Mit dem Eindringen in die molekulare Struktur des Körpers wachsen Biologie, Medizin und Chemie mehr und mehr zusammen. Inzwischen arbeitet Peter Agre an der Medizinhochschule in Baltimore und MacKinnon an der Rockefeller Uni in New York.

Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht ebenfalls in die USA: Für die Entwicklung neuer statistischer Methoden zur Bewertung und Vorausberechnung von Wirtschaftsdaten werden der US-Forscher Robert F. Engle (60) und der in den Vereinigten Staaten arbeitende Brite Clive W. J. Granger (69) ausgezeichnet. Beide legten ihre entscheidenden Forschungen in den 80er-Jahren vor. Engle konzentrierte sich dabei auf zufällige Schwankungen etwa an Finanzmärkten („Volatilität“), durch die das Risiko bei Aktien- und anderen Wertpapieranlagen steigt. Auch die Forschungen Grangers zielten darauf ab, die Präzision volkswirtschaftlicher Berechnungen zu erhöhen. Sie teilen sich ein Preisgeld von 1,1 Millionen Euro. URB

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