: Voll das Gefühl: Zimtfisch mit „Klettern“
Zimt, das Gewürz, ist süß und scharf. Zimtfisch, die Band, ist betulich und melancholisch. Gleich der erste Song ihres Albums „Klettern“ handelt vom grauen Berliner Winter, obwohl er aufmunternd „Sommerfilme“ heißt. Die zu gucken, während draußen der „Schnee nicht schmelzen will“, ist deprimierend. Dies ist die grundsätzliche Stimmung: Immer fällt der Blick frustriert auf den Alltag und wendet sich dann sehnsuchtsvoll in unerreichbare Ferne, die mal Sommer heißt, mal Liebe, mal sogar Hannover: „Ich bin schon weg, sagte er/ Dabei war er noch da.“ Dazu schleicht das Trio zwischen Chanson und Liedermacherei umher, tupfen Keyboards zwischen akustische Gitarren, während das Schlagzeug sensibel tut. In seinen Texten müht sich Sänger und Gitarrist Jakob Dobers, der ein wenig aussieht wie der junge Dylan, seine assoziationsreiche Metaphernflut im Zaum zu halten und produziert dabei haufenweise Zitierfähiges. Hin und wieder aber gelingen ihm, mittlerweile Mitte dreißig, auch Einblicke in eine Psyche, der die Pubertät immer noch zu schaffen macht: „Als ich zwölf war / War ich der beste Freund / Von jemand, den ich nicht kannte“. Das schmeckt wie bittere Erinnerung, ein bisschen wie Zimt. TO
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