12.00

Knapp daneben ist auch vorbei

Der bekannte irische Schriftsteller James Joyce lässt Romankapitel in Zeitungsredaktion spielen / Chefredakteur mit unflätigen Ausdrücken zitiert / Die gesamte Wirklichkeit des Zeitungsmachens thematisiert / Die Hauptfiguren verfehlen sich nur knapp

BERLIN/DUBLIN ■ In Journalistenkreisen herrscht helle Aufregung. Wie Insider berichten, lässt der bekannte irische Schriftsteller James Joyce (122) das siebente Kapitel seines vielfach gerühmten Romans Ulysses in einer Zeitungsredaktion spielen. Schauplatz sind die Räume des Blattes Freeman’s Journal in der irischen Hauptstadt Dublin.

Während der Stil des Kapitels als äußerst genau gelobt wird, gilt sein Inhalt doch stellenweise als hoch brisant. So soll James Joyce den Chefredakteur des Blattes, Myles Crawford, nicht immer im besten Licht erscheinen lassen: An einer Stelle des Kapitels wird er sogar mit dem unflätigen Ausruf „Er kann mich in meinem königlichen irischen Arsch lecken“ zitiert. Stellungnahmen deutscher Chefredakteure zum Verhalten des Kollegen liegen derzeit noch nicht vor. Als brisant gelten auch Joyce’ unmissverständliche Anspielungen auf einen angeblich unter Journalisten herrschenden Alkoholismus sowie auf die Versuche der Kirche, Einfluss auf den Inhalt des Blattes zu gewinnen. Auch vom „Übel der gesunkenen Auflage“ ist an einer Stelle des Kapitels die Rede.

Experten sind sich jetzt schon sicher: Für Aufsehen könnte sorgen, dass Joyce keine journalistische Heldengeschichte in Hollywoodmanier à la Die Unbestechlichen entwirft, sondern den journalistischen Alltag ungeschminkt beschreibt. Die Neigung von Journalisten, das eigene Tun zu heldenhaften Taten zu verklären, wird in dem Kapitel sogar ausdrücklich lächerlich gemacht.

Wie Literaturexperten betonen, richtet sich das Interesse des weithin als anspruchsvoll geltenden Autors Joyce auf alle Bereiche des Zeitungsmachens. Er beschränkt den Ort der Handlung nicht allein auf die Räume der Redaktion, sondern beleuchtet auch die Druckerei, die Setzerei sowie andere technische Räumlichkeiten.

Auch die so genannten Zeitungsjungen kommen vor, junge Burschen, die die fertigen Zeitungen auf den Straßen Dublins verkaufen sollen – und zwar „barfuß“. Kennern der Materie zufolge soll dieses Detail ein grelles Schlaglicht auf die sozialen Verhältnisse im Dublin des Jahres 1904 werfen.

Für Aufsehen innerhalb der Literaturszene sorgt auch, dass Joyce die beiden Hauptfiguren seines Romans sich in diesem Kapitel nur knapp verfehlen lässt, und zwar gleich zweimal. Als Stephen Dedalus die Szenerie betritt, um ein Manuskript zu überbringen, hat Harold Bloom die Räumlichkeiten gerade verlassen, da er als Anzeigenakquisiteur in auswärtigen Geschäften unterwegs ist. Als Bloom von seinen Geschäften zurückkommt, hat Dedalus eine Gruppe von Redakteuren gerade aus dem Haus geführt. Ihr Ziel ist die bekannte Kneipe „Mooney’s“ in der Nähe des Zeitungsgebäudes.

Nutzen wir sie!

Joyce bietet die Chance auf Selbsterkenntnis

Liebe Leser, Sie werden es sich bereits gedacht haben. Und, liebe Kollegen, Hand aufs Herz. Wir Redakteure halten uns für das Zentrum einer Zeitung, für die Kings, die Masters of the Universe – und das zum Teil auch aus gutem Grund. Schließlich sind es unsere Wörter, die in der Zeitung gedruckt werden. Schließlich sind es unsere Ideen, die sich zigtausendfach auf dem Papier materialisieren.

Insofern muss das siebente Kapitel von James Joyce’ Roman Ulysses geradezu irritierend auf viele Journalisten wirken – und auf viele Leser, die sich bislang noch kein eigenes Bild von einem Redaktionsalltag gemacht haben, gleich mit. Wie man es auch dreht und wendet: Joyce stellt den Redakteuren nicht nur ein gutes Zeugnis aus. Statt sie beim Recherchieren oder Feilen an ihren Texten zu zeigen, beschreibt er sie beim Quatschen und Herumlungern. Der Mann kennt, scheint es, seine Pappenheimer. Phrase, du bist ein Meister aus Redakteurshand.

Was aber vielleicht noch viel irritierender ist: James Joyce beschreibt auch die übrigen Angestellten einer Zeitung, die Setzer, die Korrektoren, den Anzeigen-Akquisiteur. Wer nur Augen hat zu lesen, der liest, dass sie alle fleißig arbeiten, während die Redakteure sich gegenseitig alte Heldengeschichten erzählen und über andere Menschen, die gar nicht im Raum sind, herziehen. Hier ist kein Ort, nirgends, für Hochmut seitens der Redakteure: Wie in einem schonungslosen Spiegel verzerrt Joyce den Journalistenstand zu unerbittlicher Kenntlichkeit.

So sind wir doch gar nicht! Die Wirklichkeit sieht doch ganz anders aus! Man hört die Journalistenverbände schon förmlich mit den Hufen scharren. Ich meine, sie täten gut daran, sich solche Protestformeln noch einmal zu überlegen. Es könnte sein, dass sie auf die Protestler selbst zurückfallen. Denn wo die Gefahr am größten ist, da wächst das Rettende auch: Es liegt in der Chance auf Selbsterkenntnis, die Joyce hier einem ganzen Berufsstand schenkt. In vielen Umfragen stehen Journalisten im Ansehen der Bevölkerung ganz weit hinten – bei den Lehrern etwa. Bei Joyce kann man nachlesen, wo man ansetzen kann, um das zu ändern: bei sich selbst.

Und das Rettende liegt in der Chance auf Demut. Wenn ein Redakteur nach der Lektüre dieses Kapitels nur erkennen würde, wie abhängig er in Wirklichkeit von den Technikern, den Redakteuren, den Assistenten und Lisas, Nancys und Lizzis ist, die mit ihm im selben Haus arbeiten, dann wäre viel gewonnen. Erinnern wir uns: Alle großen Erkenntnisse gingen mit irritierenden Dezentrierungen einher. Kopernikus hat den Menschen aus dem Zentrum des Alls vertrieben, Darwin aus dem Zentrum der Biologie, Freud schließlich sogar aus dem Zentrum seines eigenen Ichs. Joyce vertreibt nun die Redakteure aus dem Zentrum der Zeitung. Nutzen wir die Chance auf Selbsterkenntnis, die das bietet!

Den Journalistenverbänden sei zugerufen: Nur wer noch nie dumm vor den Türen der Chefredaktion herumgelungert hat, der werfe den ersten Stein. – Im Übrigen meine ich, dass George W. an allem schuld ist.

Wer ist ein Ire?

Grußwort des irischen Kulturattachés Dr. Seán Ó Riain

James Joyce ist heute für die ganze Welt der Inbegriff des Irischtums, obwohl er 1904 Irland verließ und nie wieder dauerhaft in seiner Heimat wohnte. Trotzdem ist seine ganze literarische Schöpfung zutiefst von Irland geprägt. Irland 2004 ist ganz anders als das Irland von Joyce 1904: es ist ein liberales, wirtschaftlich sehr erfolgreiches Land. Aber es gibt einen unveränderlichen Kern des Irischtums.

Was ist eigentlich Irischtum und wer ist Ire? Muss man keltischer Abstammung sein? Natürlich nicht, denn die Charakterisierung und Einigung der Kelten erfolgte auf kultureller und sprachlicher Basis, nicht auf blutsverwandtschaftlicher. Seit dem Karfreitagabkommen von 1998 dürfen alle Nordiren ihre nationale Zugehörigkeit wählen: irische, britische, oder beide gleichzeitig. In den USA gibt es über 40 Millionen Menschen irischer Abstammung, die sich sowohl mit Irland als auch mit den USA identifizieren. Der irische Nationalheld Parnell sagte einmal: „Ich kann es mir nicht leisten, einen einzigen Iren zu verlieren.“ Douglas Hyde, erster Präsident Irlands, war Protestant englischer Abstammung. Aber die von ihm gegründete Sprachbewegung, mit der Hilfe von deutschsprachigen Keltologen wie Rudolph Thurneysen, Julius Pokorny und Kuno Meyer, hat wesentlich dazu beigetragen, die irische Sprache zu retten.

Obgleich Joyce ein Meister der englischen Sprache war und dadurch weltbekannt wurde, schrieb er nach einem Gespräch mit einem englischen Dekan: „Seine Sprache, so vertraut und so fremdländisch, wird für mich immer eine angelernte Sprache sein.“ Vor ein paar Wochen gab es eine Kundgebung in Dublin, die die Anerkennung der irischen Sprache als eine der offiziellen Arbeitssprachen der EU forderte. Mitten in der Menge konnte man ein paar schwarzhäutige Mädchen erkennen, die ein Transparent mit der Aufschrift „Grá don Ghaeilge“ (Liebe der irischen Sprache) trugen, sowie einige Jungen, die ein T-Shirt trugen, auf dem „Polska“ stand. So bunt und weltoffen, aber doch so irisch, ist das moderne Irland.

Meine Antwort: Ire ist, wer Ire sein will.

„Das ist doch Pippifax!“

Chefredakteur Myles Crawford zu den Vorwürfen, die James Joyce gegen ihn erhebt

Herr Crawford, was sagen Sie zu den Vorwürfen, Sie würden schlampig mit Ihnen anvertrauten Manuskripten umgehen?

Myles Crawford: Diese Vorwürfe muss ich selbstverständlich zurückweisen. Das wird dementiert. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.

Der bekannte irische Schriftsteller James Joyce wirft Ihnen aber nun mal vor, sie würden über mitgebrachte Leserbriefe nur mit den Augen „huschen“. Außerdem würden Sie die Zusage auf Abdruck geben, ohne das Skript ganz gelesen zu haben, und schließlich, so Herr Joyce wörtlich, die Blätter in eine Ihrer Seitentaschen „stopfen“.

Myles Crawford: Ein Chefredakteur stopft nicht. Und er huscht schon gar nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel. Außerdem: Wenn das alles ist! Natürlich ist man als Chefredakteur gelegentlich in Eile. Fragen Sie mal Ihre Chefredakteurin. Die wird auch zu tun haben. Diese Vorwürfe sagen doch gar nichts. Pippifax.

Man könnte auf den Gedanken kommen, Chefredakteure seien Phrasendrescher, die für das Alltagsgeschäft viel zu abgehoben seien.

Myles Crawford: Und das alles leiten Sie aus diesem Detail mit einem Leserbrief ab? Da ziehen Sie aber mutige Konsequenzen.

Joyce zitiert einen Kronzeugen, der Zweifel hat, ob der Leserbrief je gedruckt wird.

Myles Crawford: Da steht dann ja wohl Aussage gegen Aussage. Übrigens soll ich mich selbst Ihrem Journalistenfresser Joyce zufolge recht nett um diese Nachwuchshoffnung Stephan Dedalus gekümmert haben.

Sie fordern ihn auf, etwas für Sie zu schreiben. Allerdings bleiben Sie unverbindlich.

Myles Crawford: Das Kritischsein haben Sie aber hübsch auf der Journalistenschule gelernt! Sie legen alles gegen mich aus. Hauptsache flockig, was? Ah, versteh schon, Zeitung to go! 100 Fragen. Ich betone hiermit: Das Angebot war ernst gemeint. Was Stephen Dedalus daraus macht, ist seine Sache. Ich kann ihm doch nicht noch den Stift führen.

Wie stehen Sie denn zur Trennung von redaktionellem Teil und Anzeigengeschäft?

Myles Crawford: Wichtige Sache! Übrigens habe ich mich ähnlich zu unserem Anzeigen-Akquisiteur geäußert, als ein Kunde einmal das Ansinnen in die Richtung geäußert hat, ein Anzeigengeschäft mit einem redaktionellen Beitrag zu verknüpfen.

Ihre Wortwahl war robuster. Sie haben ihm geraten, dem Kunden zu übermitteln, dass er Sie, wir zitieren, „im Arsch lecken könne“.

Myles Crawford: Diese jungen Kollegen heutzutage! Kennen ihre Klassiker nicht mehr. Das ist keine Beleidigung, das ist Weltliteratur.

Joyce zitiert Sie auch etwas variiert. Sie sollen auch noch gesagt haben, er könne Sie in Ihrem „königlich irischen Arsch lecken“.

Myles Crawford: Falls ich so etwas gesagt haben sollte, entschuldige ich mich für meine Wortwahl. In der Sache aber bleibe ich bei meinem Standpunkt.

Herr Crawford, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Was am Keks

Der Tag, an dem wir über die Herausgeber nachdachten

Ja, die Herren Herausgeber! Seltsames Völkchen, muss man sagen. Aber schließlich: Was wäre der Journalismus ohne sie!

Joyce jedenfalls, der (unter uns) gewiefte Ironiker, treibt im siebten Kapitel durchaus sein Spielchen mit ihnen. Nur einen kurzen Blick lässt er uns auf William Brayden, eben den Herausgeber des Freeman’s Journal, werfen. So stattlich der Mann wirkt, so schnell ist er auch schon vorüber. Man sieht ihn nur von hinten, wie er eine Treppe hochgeht. Haben Sie’s? Treppe hoch! Nach oben! Dorthin, wohin die Herausgeber gehören. Gleich auf die rechte Seite Gottes. Sehen Sie: So bildhaft arbeitet eben nur einer: Joyce, dieser Fuchs.

Aber Herausgeber findet er doch seltsam. Es ist in dem Kapitel Simon Dedalus vorbehalten, das abfällige Wort über den Herausgeber zu sagen: „Der hat sein ganzes Gehirn im Nacken sitzen“, sagt er und bestätigt damit einen Befund, der für alle Exemplare dieser raren Gattung auf der ganzen Welt zu gelten scheint: Die einfachen Angestellten machen sich gern über sie lustig – allerdings aus einem gewissen Sicherheitsabstand heraus. Man weiß ja nie. Das scheint das Schicksal der Herausgeber zu sein.

Sie benehmen sich manchmal aber auch zu seltsam! Von dem bekannten Herausgeber einer Hamburger Wochenzeitung wird gern kolportiert, dass er während Redaktionskonferenzen über die gesamte Weltpolitik referiere („Was China jetzt tun muss!“) – und dabei ganz irdisch hastunichtgesehen alle Kekse auf den Konferenztischen wegfuttert; eine Heldentat wäre es, ihm die Keksdosen wegzunehmen. Aber das traut sich natürlich keiner.

Der Herausgeber einer Berliner Zeitung dagegen brüstet sich, alle berühmten Menschen der Welt schon einmal getroffen zu haben. Und gleichzeitig erzählt er gerne peinliche Geschichten über sich selbst. Einmal will er beim Pinkeln auf einer öffentlichen Toilette vergessen haben, das Handy auszustellen. Vom anderen Gesprächsteilnehmer später auf dieses Malheur angesprochen, will er schlagfertig gefragt haben: „Habe ich mir denn wenigstens die Hände gewaschen?“. Ach, was hätte ein Joyce aus der Szene machen können! Ach ja, die journalistischen Heldengeschichten.

Der größte Herausgeber aber, der Gröhaz, das ist dieser Frankfurter. Das ist ein Pressemann! Unkündbar. Rasend vor Ideen. Alle Debatten angezettelt, alle Debatten verloren, was ist älter als seine Debatte von gestern, macht nichts, denken wir uns eben frisch die nächste Debatte aus. Aber eins muss man ihm lassen: Immer ist alles GROSS. Als er mal mit Derrida und Bourdieu, dem Geist persönlich, zu Mittag aß, bestellte er sich Dessert – herein kam ein lodernder, flambierter Nachtisch. Während die Gedankengrößen – natürlich! – nur Kaffee tranken. So was ist peinlich! Der Weltwichtigkeitsherausgeber hat diese Geschichte selbst erzählt, wahrscheinlich seine größte journalistische Tat. Und vielleicht stimmt die Geschichte diesmal sogar.

Die gehorsamen Walzen

Zum Diskurs der Maschinen in der Journalismustheorie von James Joyce

Es war, muss man wissen, die große Zeit der Maschinen, die dieser verrückte Ire namens James Joyce in seinem Jahrhundertroman beschreibt. Einmal sagt er es wörtlich: „Maschinen. Malmen einen Menschen in tausend Stücke, wenn sie ihn einmal erwischt haben. Beherrschen die Welt heutzutage.“ Und auch sonst sind sie präsent in diesem Kapitel, mit ihren Geräuschen, ihrer Gegenwart, ihrem „Stampfenden Stampf“: die „lauten antwortlosen Maschinen“ des Zeitungsdruckens. An einer Stelle, als Leopold Bloom durch die Druckerei geht, hat er eine kurze Vision. Was wäre, geht es ihm durch den Kopf, wenn keiner wüsste, wie man diese Maschinen ausstellen kann? Und er denkt: „Dann würden die immer so weiter rasseln, weiter drucken und immer weiter, vor und zurück, vor und zurück.“ Die Vision einer endlos gedruckten Zeitung ohne Inhalt – immer weiter, immer weiter! –: Wenn man die Systemtheorie bemüht, kann man sagen, dass Joyce hier einige Ergebnisse vorweggenommen hat.

Es ist der blinde Fleck des Journalismus, seine Materialität auszublenden. Heutzutage mögen Redakteure statt dem stampfenden Stampf der Maschinen nur noch das leise Sirren der Festplatten hören – aber dass die Artikel, auch diese kulturkritische Betrachtung hier, nur Futter für die Druckmaschinen sind, das könnte man doch auch heute noch beobachten, wenn man denn beobachtet. Nicht Journalisten kommunizieren, die Kommunikationsmaschinen kommunizieren. Mag sein, dass diese simple Wahrheit für gewöhnliche Journalistenhirne nicht anschlussfähig ist. Immerhin aber bietet sie im Gegensatz zu journalistischen Selbstbeschreibungen hinreichend Komplexität, um in eine Theorie der sozialen Systeme eingebaut werden zu können.

Eine auf endlos gestellte Kommunikation, ein Diskurs der Maschinen – war es vielleicht das, was Joyce in der Druckereiepisode so faszinierte? In gewisser Weise war er ja selbst auf dem Weg zu so einem subjektlosen Diskurs, zu dieser Kommunikation ohne Zentralperspektive. Beobachter der Beobachtungen sein, die die Sprache selbst macht. Die feinen Bewegungen der Wörter registrieren. Dann aber das Ganze doch noch beherrschen: es zu beeindruckenden Architekturen mit Querverweisen aufschichten, das nach rein internen Gesetzen funktioniert – und damit Futter für die Maschinen schaffen. Vielleicht ist das der Trost, den der arme J.J. mit seinen „gehorsamen Walzen“ (hört man da nicht schon eine Portion Kafka?) bereit hält: dass die Maschinen nicht aufhören, dass der Diskurs nicht aufhört, dass die ganze feine Maschinerie so einer Zeitungsredaktion nicht aufhört (jeder neue Tag braucht eine neue Zeitung) – und dass man selbst das Futter ist, das die Maschinen am Laufen hält. Man wird zum Leben getragen, während man gefressen wird.

„Sllt“, macht an einer der Maschinen ein Ausleger. „Sllt.“ Und Joyce fügt an: „So spricht ein jedes Ding auf seine Weise.“ Sllt.

Allohol? (für p.)

Andeutungen eines gewissen irischen Tintenklecksers namens Joyce zufolge sollen Alkoholfahnen behände wie der Wind durch Redaktionsräume wehen. Das müssen wir ents-schieden zurückweischen, tschulligung, entschiiiiiieden. Üpperhaupt nix issss da dran. Nix. Gar nix. Ehrlich. Wie der Wind. Tschulligung.

Und jetzt alle: Vom Journalismus wird bleiben, was durch ihn hindurchgeht: die Alkoholfahne. Hicks.