Verlaufen ist out

Auch Wanderer können sich von Satelliten führen lassen. Schon heute leitet ein GPS-System sicher über Routen in der Eifel. Ausweitung geplant

VON VERENA WEIßE

Ruhig liegt er in der Hand, keinen Mucks gibt Herbie von sich. Nur ein großes rotes Fadenkreuz bewegt sich langsam auf seinem Bauch voran. Es wandert links herum auf einem roten schlängelförmigen Strich – dem historischen Wanderweg in Simonskall in der Rureifel. Eigentlich ist Herbie noch im Babyalter, überzeugt aber schon durch außergewöhnliche Eigenschaften. Er lässt einen nicht im Stich, steht mit Rat und Tat zur Seite und weist den Weg, zumindest so lange sein Akku voll ist, meistens vier bis fünf Stunden lang, ein treuer Diener auf einsamen Wanderwegen.

Herbie ist in, weil er so vielseitig und meistens zuverlässig ist. Fast nie verläuft er sich. Ob in der Rureifel, im Hunsrück oder in Gerolstein – von Wandererhand zu Wandererhand wird der kleine Taschen-Computer gereicht. Peter von Agris und Stefan Laskewitz hatten im Frühjahr 2004 die Idee, Wanderwege zu navigieren. Was als Straßennavigation im Auto und als elektronischer Stadtführer funktioniert, muss auch für Wanderwege tauglich sein, dachten sie und gründeten im September die Firma eGoTrek, die Wanderkarten für Navigationssysteme anbietet. Auf der Internetseite hat jeder von überall Zugriff auf Wander- und Ortskarten der Eifel und kann sie sich kostenlos herunter laden. Vorbei sind die Zeiten, als Wanderer sich mit großer unhandlicher Karte mühten und verzweifelt den Kompass nach der Himmelsrichtung befragten. Modernes Wandern mit GPS heißt der neue Trend. Oder anders formuliert: Nie mehr die Orientierung verlieren.

Herbie ist klein, handlich und unscheinbar in seinem silbernen Gewand. Der kleine Taschen-Computer steht in Verbindung mit vier Satelliten und zeigt fast auf den Meter genau an, wo sich der Wanderer gerade befindet. Verlaufen wird nahezu unmöglich. „Wir wollen die Wanderwege sichtbar machen. In dieser Form ist es einzigartig in Deutschland“, erklärt von Agris. Der Eifeler Hotelier und der Dürener Unternehmensberater präsentieren verschiedene Wanderrouten und -regionen auf ihrer Internetseite. So kann der Nutzer zwischen Themenwanderungen, Wanderregionen und Streckenlängen wählen – vom historischen 14 Kilometer langen Wanderweg über die Route „Um den Wildpark“ (8,5 Kilometer) bis zum „Vier-Täler-Weg“, der zehn Kilometer lang ist. Welche Sehenswürdigkeiten gibt es entlang einer Strecke zu entdecken? Was ist in der Region interessant? Hotels, Gaststätten und Sehenswürdigkeiten sind auf der Karte entlang des Weges durch verschiedene Symbole hervor gehoben.

Auf einen Klick erhält der Nutzer die wichtigsten Informationen wie Anschrift, Öffnungszeiten und Telefonnummer. Von Agris: „So bekommt Wandern eine moderne Verpackung.“ Finanziert wird der Auftritt über Werbung und gewerbliche Eintragungen. „Ziel ist es, die Vielfalt der Mittelgebirgs-Regionen den Touristen näher zu bringen“, sagt von Agris.

Bisher gibt es diesen Service aber nur in Rureifel, Hunsrück und Gerolstein. Die Unternehmer wollen sich mit diesem Angebot in den kommenden Jahren zuerst NRW-weit und dann auf das gesamte Bundesgebiet ausdehnen. Hibbo Tammena (38), Mitarbeiter des Eifel-Ardennen Marketing, nutzt GPS beim Wandern seit zwei Jahren. Der gelernte Diplom-Geograph möchte sein Hobby durch den kleinen Helfer attraktiver gestalten. „Es ist ein neuer Trend, der sich weiter entwickeln wird“, so Tammena. Seinen treuen Diener nimmt der 38-Jährige am liebsten mit auf Touren nach Kreta, weil dort viele Wege noch nicht so gut ausgeschildert sind wie beispielsweise in der Eifel.

Modernes Wandern hat Vorteile. Der kleine PC passt in jede Tasche, er kostet etwa 300 Euro. Touristen können ihn kostenlos ausleihen, für die Karte zahlt man 7,50 Euro, rechnet Hotelier von Agris, der seinen Gästen den Service kostenlos zur Verfügung stellt. Wenn Herbies Akku dann doch mal mitten in der Einsamkeit versagt, bleibt nur der Griff in die andere Tasche – zur unhandlichen Wanderkarte.