: Monarchy in Germany
Endlich wagt es jemand auszusprechen, was viele denken. Niedersachsens CDU plädiert für die Einrichtung eines deutschen Königshauses. Im Parteiorgan „Niedersachsenzeitung“ verbreitet sich CDU–Autor Langer drei Seiten lang über die Vorteile der Monarchie. Er schlägt auch gleich vor, wie das edle Ziel erreicht werden soll: Durch Volksentscheid. Der Monarch soll dann über die letzten Dinge entscheiden, die Herrn Lang am Herzen liegen. Dazu gehören die Staatsfinanzen, der „Geist der Nation“ und die „Bevölkerungsmenge“ (was immer damit gemeint ist). Die bisherige Bundesrepublik soll sich an Schweden, Japan und England orientieren und „den Beweis antreten, in den letzten vierzig Jahren geschichtlich reif genug für ein solches Experiment“ geworden zu sein. Langer verspricht sich davon eine „Rückbesinnung auf die nationale Vergangenheit“ und stellt die gewagte These auf, Hitler hätte bei einem König keine Chance gehabt. Heiner Geißlers neue Frauenpolitik hat bei der norddeutschen CDU jedoch keine Spuren hinterlassen. Langers Wunsch–Monarch ist immer männlich. Wer jetzt sauertöpfisch sozialdemokratisch darüber lamentiert, daß die schwarzen Niedersachsen der Wende– Rückwärts die Krone aufgesetzt haben, sollte sich den Vorschlag erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Es könnte ja auch ein netter König sein, sozusagen ein aufgeklärter „Bürger–King“. Monarchie hätte auf jeden Fall einen höheren Unterhaltungswert als parlamentarische Demokratie und die Entscheidungen kämen kurz und knackig. Nach Tschernobyl zum Beispiel: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch abschalten.“ Taz–Redakteur Max schwärmt bereits mit versonnenem Blick: „Ein netter König wäre doch das beste.“ Unser Vorschlag: Rio Reiser, der hat seinen Anspruch schließlich als erster angemeldet. Rios Kandidatur fände vielleicht sogar Gnade bei CDU–Monarchist Lang. Der schreibt nämlich, für einen König wäre „politische Sachkenntnis nicht zwingend“. mm
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