■ Nachlese
: Michael Stürmer, Spezialist für deutsche Identität...

N A C H L E S E Michael Stürmer, Spezialist für deutsche Identität, Kohls Stimme im Hintergrund und Fahnenschwenker im neudeutschen Marsch in die Geschichte, ließ es sich nicht nehmen: In der Frankfurter Allgemeinen am 5.9.feierte er die Rede des damaligen US–Außenministers Byrnes vom 6. September 1946. Sie kündigte offiziell die Anti–Hitler–Koalition auf und initiierte die Westbindung. Stürmer schreibt: „So - und nur so - gewannen die Deutschen die Chancen, vom Objekt der Sieger wieder (wieder!) zum politischen Subjekt zu werden - jedenfalls im Westen.“ Und zwar deswegen, weil Adenauer, oder die Deutschen, begriffen haben, daß „die pax americana an der Elbe verteidigt“ werden muß. Das ist nicht tief gedacht, aber deutlich. Mitteleuropäische Sonderwege sind von Übel. Allein der dauerhafte Hautkontakt mit der amerikanischen Schulter macht die Deutschen zum politischen Subjekt. Was für ein Subjekt kann das denn sein? Es kann doch dann nur das des Exekutors transatlantischer Wünsche sein, der noch ein bißchen mehr tut, als an der anderen Küste gewünscht wird. Stürmer schrieb in der FAZ, daß „ in einem geschichtslosen Land die Zukunft gewinnt, wer die Erinnerung füllt“. Was bietet der Erinnerungsfüller an? Die einfachen Werte von Roll– back und Carepaket in dieser wirren Welt, die von SDI und Strafaktionen gegen Libyen verunsichert wird? Als Politiker der Erinnerung deutet er zart an, daß der Bundesrepublikaner 1986 nicht nur an die selbstverschuldete Zerschlagung von Nazi– Deutschland denken solle. Mit der erfolgreichen Westbindung darf er sich auch ein wenig als Sieger fühlen. Schon Himmler hatte schließlich in der letzten Stunde den Vorteil der Westbindung begriffen. KH.