: Dänemarks Grenzen ein Jahr dicht?
■ Justizminister Ninn–Hansen sieht wegen der steigenden Zahl von Flüchtlingen nur noch diese Möglichkeit / Eine parlamentarische Zustimmung der Sozialdemokraten ist ungewiß
Kopenhagen (dpa) - Der dänische Justizminister Erik Ninn– Hansen will ein Jahr die Grenzen des Landes für alle Asylbewerber sperren. Der Asylstopp solle „schnellstmöglich“ durchgeführt werden. Der konservative Politiker begründete seine Absicht damit, daß die dänischen Aufnahmelager für Flüchtlinge überfüllt seien. Ninn– Hansen sagte, die Behörden könnten den derzeit vor allem über die Bundesrepublik kommenden Asylbewerbern keine angemessenen Aufenthaltsplätze geben. Das angestrebte zwölfmona tige Einreiseverbot solle den zuständigen Stellen „Luft verschaffen“, um neue Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen und gleichzeitig die derzeit etwa 5.000 nicht entschiedenen Asylanträge zu bearbeiten. Offen ist, ob die bürgerliche Minderheitsregierung für die von Ninn–Hansen angestrebte Änderung des dänischen Ausländergesetzes eine parlamentarische Mehrheit erhält. Für die oppositionellen Sozialdemokraten erklärte der ehemalige Justizminister Ole Espersen am Dienstag, ein befristeter Asylstopp könne notwendig werden, wenn „mehrere Tausend Flüchtlinge pro Woche kämen“. Seit Jahresbeginn sind 5.600 Asylbewerber nach Dänemark gekommen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 4.400. Das Land nehme unter den westlichen Ländern die größte Zahl an Immigranten pro Einwohner auf, sagte der Leiter der Einwanderungsbehörde, Frederik Schudt. „In diesem Jahr erwarten wir zwischen 12.000 und 15.000 Eiwnanderer, wenn die Politiker nichts zur Bremsung des Trends tun. 1985 waren es 8.000, von denen 6.000 politisches Asyl erhielten. Gegenwärtig nehmen wir 2.000 Menschen im Monat auf.“
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