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I N T E R V I E W Alternative Investitionen

■ Der aus Südafrika ausgewiesene Pater Theo Kneifel erklärt, warum die schwarze Opposition Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika fordert Als am 15. Juni 1986 das Apartheidregime in Südafrika den Ausnahmezustand verkündete, wurde der an einer Ordenshochschule bei Pietermaritzburg als Philosophielehrer tätige Geistliche Theo Kneifel verhaftet und wegen Unterstützung der schwarzen Opposition nach fünf Tagen in die Bundesrepublik abgeschoben.

taz:Glauben Sie, die oppositionellen Bewegungen erwarten von den Staaten des Westens Sanktionen gegen Südafrika? Hoffen Sie, daß diese Sanktionen etwas verändern werden? Kneifel:Ja, nach einer kürzlich durchgeführten und bei Raven Press veröffentlichten Umfrage sind drei Viertel der schwarzen Stadtbevölkerung für Sanktionen. Es ist also ganz klar, was die Schwarzen von uns hier erwarten: gezielte, ausgewählte, am richtigen Ort ansetzende, effektive Maßnahmen gegen besonders verwundbare Stellen der südafrikanischen Wirtschaft. Das trifft besonders auf die Bereiche Kapitalverkehr, Technologietransfer, der für militärische Bereiche von besonderem Belang ist und den Bereich des Exports von strategischen Mineralien zu. Glauben Sie, daß bei anhaltender Repression und bei Ausbleiben effektiver Sanktionen aus dem Ausland nicht bald ein Punkt erreicht sein wird, wo es zu offener Gewalt kommen wird? Dieser Bürgerkrieg findet tatsächlich schon statt, zuumindest in Anfängen. Die Situation ist derart kritisch, die Menschen leiden - auch viele persönliche Freunde von uns, die im Gefängnis sitzen oder sich versteckt halten müssen - es ist einfach so, wenn in den nächsten Monaten und Jahren nicht ausreichende Sanktionen des Auslandes greifen, dann wird der stattfindende Bürgerkrieg zumindest zu einem großen Teil verschuldet und verantwortet sein von Ländern wie von der Bundesrepublik Deutschland. Wird es bei einem Wechsel zu einer Flucht europäischen und amerikanischen Kapitals aus Südafrika kommen? Das Disinvestment findet in der Tat schon statt. Die multinationalen Gesellschaften werden ihr wahres Gesicht zeigen. Sie ziehen ihr Kapital ab, nicht aus Rücksicht auf die zwanzig Millionen Schwarzen, sondern weil ihnen die eigenen Felle davonschwimmen. Das wird sich weiter fortsetzen. Es ist deshalb auch nicht genug, von Disinvestment zu reden, sondern wir sollten uns auch Gedanken machen um alternative Investitionen, gerade um die Kräfte in Südafrika zu unterstützen, die sich einer neuen Gesellschaft angenommen haben. Das Gespräch führten Hanns Ahrnert und Jürgen Berger. Wir danken der Heidelberger Communale für die Erlaubnis, das Interview abdrucken zu dürfen. FORTSETZUNG VON SEITE 1

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