Polen läßt Gefangene frei

■ 225 politische Gefangene wurden aus dem Gefängnis entlassen / Bujak kündigt Fortsetzung des gewerkschaftlichen Kampfs an / USA begrüßen Freilassung

Berlin (afp/ap/taz) - Kaum entlassen, fingen sie schon wieder an zu stänkern: Zbigniew Bujak, Führer der Untergrund–Solidarnosc, erklärte, nachdem er am Freitag im Rahmen der erweiterten Amnestie aus dem Gefängnis entlassen worden war, die Amnestie sei eine bemerkenswerte Sache, doch werde die Gewerkschaft ihren Kampf für politische Freiheit solange weiterführen, wie die polnische Regierung eine legale Opposition nicht zulasse. Er kündigte an, er werde erneut zur Untergrund–Solidarnosc stoßen, falls diese ihn darum bitte. Auch Wladyslaw Frasyniuk, gleichfalls Führer der Untergrund–Solidarnosc, äußerte sich kritisch: „In einem Land, wo man Leute einsperrt, bloß weil sie sich versammeln, wollen Freilassungen nichts sagen“, erklärte er nach seiner Freilassung am Samstag. Nachdem Innenminister Kiszcak die Freilassung von 225 politischen Gefangenen bis zum heutigen Montag angekündigt hatte, waren am Wochenende eine Reihe führender Oppositioneller aus dem Knast entlassen worden. Dazu gehörten die Untergrund– Solidarnosc–Mitglieder Tadeusz Jedynak und Bogdan Borusewicz, der Präsident der Konföderation für ein unabhängiges Polen (KPN) Leszek Moczulski und die beiden KPN–Führer Adam Slomka und Krzysztof Krol sowie Konrad Bielinski und das KOR– Mitglied Henryk Wujec. Die USA begrüßten die Freilassung der Gefangenen, und deuteten an, die Wirtschaftssanktionen gegen Polen könnten aufgehoben werden. Unterdessen wurde der Ratgeber Lech Walesas, Prof. Geremek, im polnischen Innenministerium wegen des Verdachtes der Teilnahme an einer illegalen Organisation verhört.