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Alternative Wirtschaftsförder–GmbH

■ Netzwerker wollen staatlich–alternative Finanzierungs–, Beratungs– und Entwicklungs–GmbH „FIBEG“ gründen

Aus Bremen Klaus Wolschner

Staatsknete an sich ist heute nicht mehr umstritten, stellte der Bremer Netzwerker Michael Grauvogel am Samstag auf der Tagung „Finanzierungsinstrumente für selbstverwaltete Betriebe und Projekte“ fest. Aber wie die alternativen Betriebe und Projekte das staatliche Geld bekommen wollen, darüber sind sie sich nicht einig. „Autonome“ Verteilung der Staatsknete, wie ursprünglich gefordert, erwies sich als nicht durchsetzbar. Zwar führen die Statistiker bundesweit nur eine Zahl von 4000 Betrieben mit 24.000 Arbeitsplätzen an, aber die staatlichen Wirtschaftsförderer gehen auch sonst meilenweit für jeden Arbeitsplatz. Zudem, so schreiben sich die Vertreter der Alternativbetriebe zugute, sind sie inno vativ hinsichtlich gesellschaftlicher Organisationsstrukturen der Arbeit und geben Impulse für neue Produkte und Dienstleistungen, sind also in jeder Hinsicht förderungswürdig. Der Sektor „Förderung alternativer Projekte“ krankt derzeit nach dem Verständnis der Netzwerk–Vertreter vor allem daran, daß die öffentlichen Geldgeber nur die Beratungskompetenz der Lobbyisten von Alternativ–Betrieben in Anspruch nehmen, die Entscheidungskompetenz aber nicht teilen wollen. Die Förderung bleibt somit vom guten Willen und politischen Kalkül der Verwaltungen abhängig. In Bremen kam der Senatsdirektor des Wirtschaftsressorts, Hennemann, auf die Tagung im Alternativ–Zentrum „Lagerhaus“ mit der guten Nachricht, daß für 1987/88 wieder - wie schon für 1985/6 - insgesamt 1,8 Millio nen „Staatsknete“ für Kredite zur Verfügung gestellt werden - nach dem bisher schon erprobten Modell. Netzwerkvertreter stellten dem erstmals die Idee einer „FIBEG–mbH“, einer Bremischen Finanzierungs–, Beratungs– und Entwicklungs–Gesellschaft vor, in der die Beratungskompetenz von Netzwerk und die Geldvergabekompetenz der Senatsbehörden zusammengefaßt werden soll. Nach einem komplizierten Modell sollen die Gremien der FIBEG die möglichen Interessengruppen an einen Tisch zwingen. Auch Beteiligungen von kapitalkräftigen privaten Gönnern und Institutionen wie Kirchen und Gewerkschaften sind vorgesehen. Unter den Netzwerkern gab es vor allem zwei Bedenken: Einmal akzeptiere das Modell die durch die bremischen Behörden verfolgte Abtrennung sozialer und kultureller Projekte von den wirtschaftlichen. Zweitens wurde eingewandt, daß eine Zentralisierung von Beratung und Förderung die alternativen Betriebe völlig von den Experten der FIBEG abhängig machen würde; im Wirrwar der gegenwärtigen Förderungstöpfe und Interessenlinien können sie mehr Spielraum haben - sofern sie das Subventions–Instrumentarium zu handhaben wissen. Genau da liege das Problem, beklagen dagegen die Bremer Netzwerker: Die Alternativbetriebe tun sich zunehmend schwer, mehr als den eigenen Laden zu organisieren. Konkurrenz–Konflikte beschäftigen sie mehr als die Bündelung der gemeinsamen Interessen gegenüber den staatlichen Wirtschaftsförderungs–Instanzen. Eine Alternative zur freien Konkurrenz vereinzelter Projekte könne nur in einer professionalisierten Lobby der selbstverwalteten Betriebe liegen. K. W.

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