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I N T E R V I E W Grün mit den Wölfen heulen?

■ Bozener „Alternative Liste“ bietet Südtiroler Volkspartei und Christdemokraten Unterstützung an / Interview mit G. Lanziner und A. Tribus von der „Alternativen Liste“

taz: Das war eine ziemliche Überraschung, daß ihr nun eure geschworenen Feinde von der Südtiroler Volkspartei unterstützt, die u. a. die völlige Trennung der ethnischen Gruppen anstreben. Lanzinger: Also, wir haben keine geschworenen Feinde. Wir haben Ideen und auch den Willen, andere davon zu überzeugen. Das sind keine Ideologien, sondern Grundlagen für Projekte, und die kann man eben nur in Zusammenarbeit mit den anderen Personen durchführen. Nach einem Jahr Arbeit im Stadtrat haben wir in der Südtiroler Volkspartei ebenso wie in anderen Parteien viele Leute gefunden, die sich unseren Vorschlägen gegenüber ganz anders verhalten als es ihre Partei eigentlich vorsieht. Da hat ein Generationswechsel stattgefunden, die Leute sind viel sensibler gegenüber Umweltfragen. Es ist in Italien das erste Mal, daß Alternative in eine Koalition mit den etablierten Machtträgern eintreten wollen. Eine Signalwirkung? Eine Rathauskoalition ist etwas anderes als die Landes– oder Bundesregierung. Die Stadt Bozen hat unserer Meinung nach eine durchweg veraltete Verwaltungsstruktur, die nahezu alle Sektoren unregierbar macht. Da läßt sich mit relativ vielen Stadträten zusammenarbeiten, um die Stadt im Sinne der Bürger wieder funktional zu machen. Und das erklärte Ziel der Südtiroler Volkspartei, die Trennung der deutschsprachigen und italienischsprachigen Volksgruppe? Da gibt es zwei Wahrheiten: Die eine besteht darin, daß wir hier nicht leben können, ohne einen ausgeglichenen Modus des Zusammenlebens zu finden - und eine politische Wahrheit, die auf Abtrennung der Volksgruppen voneinander zielt. Wir setzen da auf Bewußtseinsveränderung durch Überzeugung. Arnold Tribus, ist die Bozener Stadtratsunterstützung durch die Alternative Liste ein Signal auch in der Regionalpolitik? Trubus: Nein, das ist etwas ganz anderes. Bei der Überwindung der Volksgruppentrennung z.B., die in Bozen als Stadt möglich erscheint, ist in der Provinz kaum ein Anknüpfungspunkt mit der Südtiroler Volkspartei vorhanden. In der Stadt scheint mir die Unterstützung, punktuell wohlverstanden, sinnvoll, um gewisse Stagnationen und Gefahren - etwa eine Kungelei mit den Neofaschisten (stärkste Partei in Bozen, die Red.) - zu blockieren. Ist es aber nicht doch eine Bresche, die da geschlagen wird, und am Ende findet ihr euch allenthalben unter Zwang, mal da, mal dort eine Art Notehe einzugehen, nur weil ihr mit unliebsamen anderweitigen Koalitionsdrohungen konfrontiert werdet? Da hab ich eigentlich keine Angst. Die Grünen werden hierzulande aufgrund ihres Programms gewählt, und es geht uns darum, dieses Programm durchzusetzen. Es ist sekundär, mit wem wir das machen, Hauptsache, es geschieht. Das Interview führte Werner Raith

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