: Tödlicher Spaziergang an der Grenze
■ Schüsse auf CSSR - Flüchtende trafen Unbeteiligten
Bonn (dpa) - Die Bundesregierung erwartet spätestens zum Anfang der Woche von der Prager Regierung volle Aufklärung über den Fall des 59 Jahre alten Bundesbürgers Johann Dick aus Amberg, der von CSSR–Grenzsoldaten am 18. September auf Bundesgebiet durch Schüsse tödlich verletzt worden war. Dem Geschäftsträger der tschechoslowakischen Botschaft, Ivan Kramar, war am Samstag im Auswärtigen Amt der scharfe Protest der Bundesregierung gegen den völkerrechtswidrigen Übergriff übergeben worden. Bundesaußenminister Genscher wird während seines Aufenthaltes in New York zur UNO– Generalversammlung in dieser Woche mit seinem Prager Amtskollegen Bohuslav Chnoupek zusammentreffen. Bei diesem bereits vor dem Zwischenfall vereinbarten Gespräch dürfte Genscher auch den Tod des Bundesbürgers zur Sprache bringen. Der 59jährige war bei einer Wanderung im dichten Hochwald des Grenzgebiets zur CSSR bei Tirschenreuth von Schüssen getroffen worden, als CSSR–Grenzer die Flucht zweier Polen nach Bayern verhindern wollten. Einer der beiden gelangte unversehrt auf Bundesgebiet. Der 19jährige berichtete später, sein Freund sei gestellt worden. Bei dem Toten handelt es sich um einen pensionierten Bundeswehroberstleutnant. Er hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. Seit dem 18. September galt er als vermißt. Die Polizei fand sein Auto in der Nähe der Grenze bei Tirschenreuth. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes war Bonn am Abend des 19. September offiziell aus Prag darüber unterrichtet worden, daß CSSR–Grenzsoldaten einen Deutschen auf Bundesgebiet schwer verletzt hätten, als die Flucht zweier Männer verhindern wollten.
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