EG will Dollarverfall bremsen

■ Treffen der europäischen Finanzminister mit dem amerikanischen am Sonntag in Schottland Europäische Exportwirtschaft soll gestärkt werden / Treffen vor der Weltwährungskonferenz

Von Ulli Kulke

Berlin (taz) - Die Finanzminister der Europäischen Gemeinschaft sind sich darin einig, daß sie einen weiteren Verfall des Dollar– Kurses unter die derzeitigen 2,00 DM nicht hinnehmen werden. Dies ist das Ergebnis eines überraschenden Treffens der EG–Ministerrunde im schottischen Gleneagles am Sonntag. Der Grund: Ein weiterer Dollar–Kursverfall würde die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Exportwirtschaft gegenüber den USA auf den Weltmärkten beeinträchtigen. Der Entschluß kann zweierlei bedeuten: Zum einen, daß die europäischen Zentralbanken künftig auf den Devisenmärkten durch Ankauf von Dollars versuchen werden, dessen Kurs zu stützen; und zum zweiten, daß die europäischen Teilnehmer der Weltwährungskonferenz in der nächsten Woche in Washington ihren amerikanischen Kollegen Druck machen werden, selbst etwas zur Stablisierung ihrer Währung beizutragen. Regierung und Notenbank der USA hatten in den vergangenen Wochen in einer Art Trotzreak tion auf die Europäer den Dollar– Kurs immer weiter sinken lassen. Dies war die Antwort auf die europäische Weigerung, die Zinsen in der „alten Welt“ zu senken, dadurch hier die Konjunktur anzukurbeln und in dessen Folge massenweise US–amerikanische Investitionsgüter zu kaufen. Die USA hatten sich eine europäische Unterstützung in ihrem Bemühen erhofft, ihre am Boden liegende Konjunktur anzukurbeln. Vor allem die Bundesrepublik sollte durch Zinssenkungen in die Rolle der internationalen „Konjunkturlokomotive“ schlüpfen. Vor genau einem Jahr hatten sich die Finanzminister der G–5– Staaten (Bundesrepublik, USA, Japan, Großbritannien und Frankreich) im New Yorker Plaza–Hotel getroffen, um in trauter Einigkeit den damaligen Höhenflug des Dollarkurses zu bremsen, der zwischenzeitlich auf die 3,50 DM zumarschierte - was weit entfernt vom realen Kaufkraftverhältnis lag. Inzwischen droht die angepeilte - und zwischendurch gelungene - „sanfte Landung“ des Dollars in einen Absturz überzugehen, und schon ist die Einigkeit dahin.