piwik no script img

Günter–Sare–Demonstration verlief ohne Zwischenfälle

■ Vor einem Jahr wurde Sare auf einer Demo gegen Neo–Nazis von einem Wasserwerfer überfahren Redner auf Kundgebung sprach sich gegen politische Isolation von Demonstranten aus

Aus Frankfurt Heide Platen

Schwarze Lederjacken, schwarze Tücher, bunte Haaschöpfe, kaum vermummte Gesichter: Rund 1.000 Demonstranten trafen sich am Samstagvormittag an der Frankenhalle/Ecke Hufnagelstraße im Frankfurter Gallusviertel. Dort war vor einem Jahr - am 28. September - Günter Sare während einer Demonstration gegen Neo–Nazis von Wasserwerfern gejagt und überfahren worden. Sein Tod, so ein Redner, sei kein „Versehen“ der Polizei gewesen, sondern die Konsequenz aus dem Einsatz des „hochmodernen Kampfwagens“ WaWe IV–1. Der Zug, der gegen 14.00 Uhr auf dem Paulsplatz mit einer Kundgebung endete, bewegte sich ebenso friedlich wie langsam durch die Innenstadt. Die Polizei, an deren Präsidium er vorbeiführte, ließ sich kaum sehen. Rechtsanwältin Waltraud Verlieh, die Mutter und Schwestern Sares vertritt, faßte den Stand der Ermittlungen gegen die Wasserwerfer–Besatzung noch einmal zusammen. Fünf Polizisten hätten durch die Panoramafenster des Wasserwerfers auf der hellerleuchteten Kreuzung nicht gesehen, daß sie einen Menschen überfahren hätten. Dies lege den Schluß nahe, daß alle im entscheidenden Moment absichtlich weggesehen hätten. Gegen Ende der Kundgebung, an der auch die DKP und die Vereinigung der Verfolgten des Nazi– Regimes (VVN) teilnahmen, redete Werner Wilk von der Initiative gegen die Startbahn West den Demonstranten ins Gewissen. Er beklagte ihre politische Isolation. Es gelte, aus dem Ghetto herauszukommen und nicht nur „hinter Masken, sondern als Menschen erkennbar“ zu werden. Er forderte die Demonstranten auf, ihre gesellschaftliche Relevanz zu überprüfen und „in das soziale Umfeld“ der außerparlamentarischen Opposition einzudringen. Mehr Menschlichkeit und Offenheit seien gefordert.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen