: Bischof nimmt Flüchtlinge auf
■ Die hessische katholische Diözese Limburg will praktische Hilfe für Asylbewerber leisten / Projekt „Partnerschaft mit Flüchtlingen“ ins Leben gerufen / Kirchenvertreter wollen aber politische Abstinenz wahren
Aus Frankfurt M.Miersch
Im Haus Bischofsplatz 2 in Limburg, Wohnsitz des katholischen Bischofs, werden in den nächsten Wochen Asylbewerber einziehen. Franz Kamphausen, Bischof der Diözese, der in letzter Zeit durch sein Engagement für Flüchtlinge bekannt geworden ist, will damit ein Beispiel geben, wie politisch Verfolgten praktisch geholfen werden kann. Die demonstrative Gastfreundschaft des Bischofs ist Teil eines Projektes „Partnerschaft mit Flüchtlingen“, das unter Federführung des Caritas–Verbandes im Bistum Limburg angelaufen ist. Das Bistum umfaßt ein Drittel der Fläche Hessens und repräsentiert rund eine Million Katholiken. Außer im Haus des Oberhirten hat eine bischöfliche Sonderkommission noch weitere 130 Plätze. Weitere 70 sind in Aussicht gestellt, in Pfarrhäusern, Erholungshäusern, Bildungsstätten, Altersheimen und Klöstern. Die kirchliche Hilfsaktion ist die Antwort auf die heftigen Reaktionen, die eine Presseerklärung von Kamphaus ausgelöst hatte. Anläßlich eines Besuches im Flüchtlingslager Dehrn hatte sich der Bischof deutlich gegen eine Beschränkung des Grundrechts auf Asyl ausgesprochen. Empörte Katholiken hatten in Briefen und Telefonanrufen gefragt, was denn die katholische Kirche selbst für die Flüchtlinge tue. Gemeindemitglieder, die für eine Verschärfung des Asylrechts sind, traten aus. Die Bereitstellung von Wohn raum soll durch eine Reihe weiterer Aktivitäten begleitet werden. Frau Marlene Reinermann, die neue Leiterin des Projektes „Partnerschaft mit Flüchtlingen“ will die Gemeinden besuchen, um für Unterstützung der Flüchtlinge zu werben. Zur Zeit laufen schon Orientierungs– und Sprachhilfekurse, kostenlose Rechtsbera tung, gemeinsame Gottesdienste und Pfarrfeste. Bei einer Pressekonferenz von Diözese–Vertretern in Frankfurt betonte der Referent des Bischofs, Paul Zöller, daß sich die Limburger Kirchenleitung nicht in die politische Diskussion um das Asylrecht einschalten wolle. Er verstehe den kürzlich erschienenen Hirtenbrief der Bischofskonferenz aber so, daß den Befürwortern von Beschränkungen eine Absage erteilt worden sei. Der bischöfliche Sprecher begrüßte, daß die katholische Kirche beim Engagemant für Flüchtlinge Kontakt zu Gruppen wie amnesty international fände, mit denen es bisher wenig Gemeinsamkeiten gab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen