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Weiterdenken und Zukunftschöpfen

■ Erster bundesweiter Frauenkongreß zum Thema Feminismus und Ökologie in Köln / 20 Arbeitsgruppen zur Situation von Frauen in der Dritten Welt gebildet / Palette von Aktions– und Widerstandsformen vorgestellt

Aus Bonn Ursel Sieber

Wie könnte eine „ökofeministische Gesellschaft“ aussehen, und welche Schritte können und müssen Frauen jetzt unternehmen, um dieser Utopie näher zu kommen? Solche Fragen standen im Mittelpunkt des ersten bundesweiten Kongresses „Frauen und Ökologie“, organisiert vom „Arbeitskreis Frauenpolitik“ der Grünen im Bundestag. Rund 800 Frauen der Grünen, der autonomen Frauenbewegung, Friedens– und Anti– AKW–Bewegung hatte es am Wochenende in ein ödes Gesamtschul–Gebäude nach Köln gezogen, „zum Weiterdenken, Weitermachen und Zukunftschöpfen“. Mit Referentinnen aus den USA, den Philippinen und Indien wurde der Versuch unternommen, die besondere Situation von Frauen aus der Dritten Welt durch die ökologische Zerstörung ihrer Heimatländer einzubeziehen und damit auch an die große Welt– Frauenkonferenz von Nairobi im Frühjahr dieses Jahres anzuknüpfen. Es sollte „kein Tschernobyl– Kongreß“ werden, sondern der Versuch, „den Dingen grundlegender“ nachzugehen, sagte eine der Organisatorinnen, Barbara Bussfeld zum Auftakt. Die Frauen müßten die Auseinandersetzung mit der patriarchalischen Gesellschaft suchen. Es müsse jetzt darum gehen, die vielfältige Kritik von Frauen an der Naturzerstörung im Patriarchat „aus den Schreibstuben herauszubringen“. Entsprechend geriet der Kongreß zu einem wahren Bauchladen von Themen: In etwa 20 Arbeitsgruppen wurden die unterschiedlichsten Bereiche behandelt: Die Sozialwissenschaftlerin Christa Wichterich sagte, die Frauen müßten sich dagegen wehren, „daß uns eine angeblich drohende Bevölkerungs– und Umweltkatastrophe in der Dritten Welt als politische Rechtfertigung für die Kontrolle über die Gebärmutter der Frauen im Süden verkauft wird“. Eine Referentin aus Indien forderte Proteste gegen die Düngemittelexporte in die Dritte Welt. Auch die Auswirkungen der Argrarpolitik auf die Situation der Bäuerinnen hierzulande wurden diskutiert. Auf großes Interesse stießen die Thesen der Wissenschaftlerin Maria Mies mit ihren Thesen zu einer „ökofeministischen Utopie“. In dem Forum „Frauen und Widerstand“ beschrieben Frauen unterschiedlichster politischer Couleur ihre Arbeits– und Aktionsformen: Die „Gorleben– und Wackersdorf–Frauen“, eine Vertreterin der evangelischen Frauenarbeit warb für den Früchteboykott gegen Südafrika; die Amerikanerin Rosalie Bertell berichtete vom Kampf gegen die Atomtests in Nevada mittels Gerichtsklagen; eine Berlinerin forderte die Frauen auf, den Politikern in den Rathäusern mit Frauenfriedenscamps auf den Leib zu rücken und einen Aktionstag „ein Jahr nach Tschernobyl“ vorzubereiten; Jing Porte, die Vertreterin einer Arbeiterinnen–Organisation auf den Philippinen sagte, die Frauen dort würden jetzt gemeinsam mit den Männern gegen die US–Stützpunkte und AKWs vorgehen. Die Spitzenkandidatin der Grünen in Bayern, Hale Seibold, forderte die Frauen zum „Widerstand durch den Einkaufskorb“ auf. Denn die Frauen verfügten als Verbraucherinnen über eine ungeheure Macht. Eine Debatte über die bloße Beschreibung der unterschiedlichen Ansätze hinaus kam allerdings nicht zustande.

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