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Solidarnosc unter Druck

■ Regierung nennt den „Provisorischen Rat“ illegal / Gewerkschaftsführer verhört / Nur mit den „Realisten“ in der Opposition soll verhandelt werden

Von Florian Bohnsack

Berlin (taz) - Die polnische Regierung will gegen die Mitglieder des „Provisorischen Rates“, der vor kurzem als Ersatz für die Solidarnosc gegründet wurde, gegebenenfalls auch Gefängnisstrafen verhängen, um die Tätigkeit dieser in ihren Augen illegalen Organisation zu unterbinden. Demgegenüber erklärte sich Innenminister General Kiszczak bereit, den „realistisch denkenden Vertretern der Opposition“ entgegenzukommen. Wer zu diesen Vertretern gehört, erklärte der General nicht. Am Samstag hatten sich die Mitglieder des Rates zu Vernehmungen der lokalen Verwaltungsbehörde stellen sollen, die in Polen die mildeste Form der Ermittlung darstellt. Die Ratsmitglieder Bodgan Lis und Jozef Pinior stellten sich den Behörden, während ihre Kollegen Wladyslaw Frasyniuk Janusz Palubicki und Tadeusz Jedynak „wegen anderer Termine“ der Vorladung keine Folge leisteten. Die beiden verbleibenden Mitglieder Bodgan Borusewicz und Zbigniew Bujak waren am Wochenende nicht erreichbar. Bei den Vernehmungen ging es in erster Linie um die Ziele der angeblich neuen Organisation. Lech Walesa, der zwar nicht dem Rat angehört, aber trotzdem in Danzig So hieß Gdansk früher mal! d.L. vernommen wurde, stellte vor den Behörden klar, daß es sich bei dem „Provisorischen Rat“ nicht um eine neue Organisation, sondern um ein Folgegremium der vor sechs Jahren gegründeten Solidarität handle. Die Regierung warf dagegen der Solidarität vor, sie wolle die Bemühungen der Regierung um eine nationale Verständigung und Demokratisierung behindern.

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