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Bonn stellt zehntes Schuljahr in Frage

■ Bildungsministerin Wilms will 10. Schuljahr streichen Chef der Kultusminister–Konferenz lehnt Vorschläge ab

Berlin (taz) - Mit „einer gewissen Zurückhaltung“ steht Bundesbildungsministerin Wilms (CDU) dem generellen zehnten Schuljahr gegenüber. Es gebe eine nicht geringe Zahl von Jugendlichen, die schon als 16jährige in die Berufsausbildung wollten, erklärte die Ministerin. Die berufliche Ausbildung sollte bereits nach dem neunten Schuljahr beginnen, so Wilms gegenüber der Kölnischen Rundschau. Sie könne ein Ersatz für das fehlende Schuljahr sein, ergänzte der Pressesprecher des Bildungsministeriums, Sauer, gegenüber der taz. Die meisten Hauptschüler seien ohnehin „schulmüde“, und das duale System sei ein akzeptabler Lernort für Jugendliche. Daß sich die Intervention der Ministerin im wesentlichen auf die zehnte Klasse der Hauptschulen bezieht, war vom Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz (KMK) zu erfahren. Horst Werner Franke (SPD) bestätigte auf Nachfrage, daß in der Bildungsplanung der Länder eine „freiwillige“ Variante des zehnten Schuljahres an Hauptschulen auf der Tagesordnung steht. Franke sprach sich gegen eine Verkürzung der Schulzeit aus, betonte aber die Notwendigkeit einer stärkeren berufsbezogenen Ausprägung des zehnten Schuljahres. Die Existenz einer „fremdbestimmten Freizeit–Gesellschaft“ und die Tatsache einer „komplizierter werdenden Berufswelt“ seien Hindernisse auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben der jungen Menschen. Zehn Hauptschuljahre wären daher von „größter Bedeutung“, erklärte der Vorsitzende der Kultusminister–Konferenz. Bildungsministerin Wilms habe ohnehin keine Kompetenz in Sachen Schulzeitverkürzung. Franke: „Diese Frage entscheidet auch nicht andeutungsweise der Bund - darüber entscheiden ausschließlich und abschließend die Länder.“ det

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