: „Einzelne Liquidierungen“
Staatssekretär Spranger will in Guatemala niemanden gefunden haben, der bestätigen konnte, „daß Guatemalas Regierung für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist“. Tatsächlich wirft niemand der zivilen Verwaltung oder den regierenden Christdemokraten vor, die 109 Menschen umgebracht zu haben, die allein zwischen dem 20.6. und 22.7.86 mit Waffen getötet wurden, wie sie nur von den Sicherheitskräften verwendet werden. Polizeichef ist immerhin Oberst Jose Caballeros, Spezialist in Guerillabekämpfung und während der Zeit der großen Massaker im indianischen Hochland von Quiche tätig und während der letzten beiden Militärregierungen Chef zweier Militärbasen. Seine Polizei ist nicht so gesäubert worden, wie Präsident Cerezo es seinen bundesdeutschen Geldgebern weismacht. Zwar wurde die berüchtigte Geheimpolizei DIT aufgelöst, von der Cerezo öffentlich sagt, sie habe wohl den Mord an zwei Führern der Menschenrechtsorgnisation GAM im April 1985 auf dem Gewissen. Doch von den 600 DIT–Agenten wurden lediglich 115 „wegen Dienstvergehen“ entlassen und einer vor Gericht gestellt - wegen Raubüberfall auf einen Polizisten. Die große Mehrheit der Geheimdienstler wurde - nach Belehrung über Menschenrechte - in den ordentlichen Polizeidienst übernommen. Der SPD–Bundestagsabgeordnete Freimut Duve hat kürzlich eine Dokumentation vorgelegt, aus der hervorgeht, daß es heute der Geheimdienst des Militärs (Abteilung „G 2“) ist, der den Staatsterrorismus weiterführt. Die G2 habe ihr Hauptquartier im Präsidentenpalast, beschäftige 2.000 Agenten und sei auch für „einzelne Liquidierungen“ zuständig, heißt es in der Dokumentation. Und das Amtsgericht Ansbach hat am 5.3.1986 einem Guatemalteken Asyl zugesprochen. In dem Urteil heißt es, die neue Zivilregierung sei „angesichts des Einflusses des Militärs noch nicht in der Lage, (...) politisch motivierte Übergriffe zu unterbinden“. (AZ: AN 14 K 84 l. 1007)
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