Wer ist der Sieger?

■ Zur Polizeitaktik bei der Hunsrück–Großdemonstration

Nicht nur die Friedensbewegung betrachtet die gelungene Aktion im Hunsrück als Erfolg. Als Sieger fühlt sich auch die Polizei. Ihr „kooperatives Einsatzkonzept“, so der rheinland–pfälzische Innenminister Böckmann, habe entscheidend zum friedlichen Verlauf der Großdemonstration beigetragen. Worin, so fragt man sich, bestand denn dieses erfolgreiche Konzept? Wesentliches Element war, daß die Staatsgewalt sich im Hintergrund des Geschehens hielt, daß die Ordnung der Demonstration von den Demonstranten selbst organisiert werden durfte. Verglichen mit den Polizeiprovokationen und Übergriffen der letzten Wochen hebt sich dieses Nicht–Auftreten der Staatsmacht tatsächlich wohltuend von der „normal“ gewordenen Polizeitaktik ab. Weshalb aber hätte die Polizei am Samstag denn auch auftreten sollen? Die Friedensbewegung hatte lange vorher klargemacht, daß an diesem Tag keine Blocka Ruf der Polizei weiter ramponiert. Zudem waren für den Fall des Falles über 5000 Beamte in Reserve. Robert Jungk hatte schon recht, als er vom „gesitteten“ Verhalten der Polizei sprach. Von den am Wochenende gemachten Erfahrungen auf eine friedliche Grundhaltung der rheinland–pfälzischen Staatsmacht zu schließen, wäre jedoch verfehlt. In wenigen Wochen soll der Militärbetrieb an der Cruise–Station und bei den Pershing–Manövern mit Blockaden und anderen Ungehorsamkeiten behindert werden. Ob es dann eine „kooperative Polzeitaktik“ geben wird, darf bezweifelt werden. Rolf Gramm