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Aufkleber inkriminiert

München (taz) - „In was für einem Staat leben wir denn?“, fragte sich eine 35jährige Münchner Postangestellte, als Donnerstag vergangener Woche, kurz vor den bayerischen Landtagswahlen fünf Beamte ohne Hausdurchsuchungsbefehl in ihre Wohnung eindrangen. Grund: Auf der Heckscheibe ihres Autos klebte ein „Wapperl“ mit dem Konterfei des bayerischen Ministerpräsidenten, darüber der Schriftzug „Cäsium“ und nicht wie zu erwarten CSU. Da auch einige Wahlplakate der CSU mit diesem Aufklebern verziert waren, war dies Anlaß genug, um durchzugreifen. Für die Postangestellte, die sich nach Tschernobyl den „Müttern gegen Atomkraft“ angeschlossen hat, blieb die Polizeiaktion nicht ohne Folgen. „Im Haus (sie lebt in einer Dienstwohnung) zucken jetzt alle vor mir zurück“. Schwierigkeiten gibt es auch im Kindergarten. Infos dürfen nicht mehr ausgelegt werden und die Ankündigung eines Laternenzugs Anfang November unter dem Motto: „Wir leuchten den Atompolitikern heim“ wurde vom Schulreferat offiziell verboten. Die 35jährige gehört zu den Wählerinnen, die am vergangenen Sonntag der bayerischen SPD wegen ihrer „wischi–waschi“ - Politik in Sachen Atomenergie einen Denkzettel verpasste. „Bei uns sind alle zu den Grünen übergelaufen“, weiß die ehemalige SPD–Wählerin von ihrer Gruppe.Frustriert hat die Frauen vor allem das Verhalten des Münchner SPD–Oberbürgermeisters Kronawitter nach Tschernobyl. „Die Verunsicherung unter den Müttern ist nach wie vor groß“, betont sie.

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