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Undemokratisches Jubelprogramm

■ AStA bei 600–Jahresfeier der Heidelberger Uni ausgeladen / „Herbstuni“–Programm soll Gegenpol zum „geistlosen“ Pomp sein / Am Samstag Demo in der Innenstadt

Aus Heidelberg Rolf Gramm

Mit großem Pomp enden am morgigen Samstag die Feierlichkeiten zum 600–Jahres–Jubiläum der Heidelberger Universität. Bei einem Festakt mit 1000 geladenen Gästen werden neben Bundespräsident von Weizäcker auch Bundeskanzler Kohl, Bundestagspräsident Jenninger, Baden–Württembergs Ministerpräsident Späth und sein Kollege Vogel aus Rheinland–Pfalz sich und der Universität die Ehre geben. Über 1000 Polizeibeamte werden die Veranstaltung schützen. Nicht eingeladen wurden dagegen die gewählten Studentenvertreter. „Für uns Studierende“, so der stellvertretende AStA–Vorsitzende Kalle Schlieker gestern auf einer Pressekonferenz „findet das Uni–Jubiläum schon die ganze Zeit im Fernsehen statt“. Ein förmlicher Antrag, wenigstens bei der Abschlußveranstaltung im Namen der Studentenschaft einige Worte sagen zu können, wurde vom Rektorat abgelehnt. Die Universität, so die Studenten, werde immer deutlicher zum Zulieferer für Industrie und Staat. Firmen wie BASF und Boehringer Mannheim seien zwischenzeitlich direkt in Unigremien vertreten, über „Drittmittel“ werde im Auftrag von BKA und Kernforschungszentrum Karlsruhe geforscht. Nur folgerichtig erscheine da, daß Unirektor Gisbert Freiherr zu Putlitz von der Siemens–AG das Angebot erhalten habe, Nachfolger des der RAF zum Opfer gefallenen Karl–Heinz Beckurts als Leiter des „Zentralbereichs Forschung und Technik“ der Firma zu werden. Die letzten Tage des Jubiläums werden die Studenten mit einer eigenen „1. Heidelberger Herbstuni“ begleiten. In etwa 30 Arbeitsgruppen und einigen Großveranstaltungen soll ein kritischer Gegenpol zu dem „geistlosen einseitigen und undemokratischen“ Jubelprogramm geschaffen werden. Doch auch hierbei werden sie behindert. Der Leiter der Technologieabteilung der Landesregierung Heribert Knorr sagte seine Beteiligung an einer Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen Späthscher Technologiepolitik ab. Die Teilnahme eines Regierungsbeamten, so das Wissenschaftsministerium gegenüber den Studenten, stelle eine unerwünschte Aufwertung des Gegenjubiläums dar. Unter dem Motto „Die Katastrophe im Kopf“ veranstalten die Studenten am Samstag vormittag eine Demonstration durch die Heidelberger Innenstadt. Auf der Abschlußkundgebung wird u.a. Robert Jungk sprechen.

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