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Hilfsgüter für Bebenopfer blockiert

■ Kirche und Gewerkschaften leisten effiziente Hilfe / Staatliche Katastrophenkommission schließt eigene Verteilungsstelle bis auf weiteres aus / Zahl der Obdachlosen wird auf 280.000 geschätzt

Aus San Salvador Ralf Leonhard

Auf dem Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude der Erzdiözese in San Salvador türmen sich seit einigen Tagen die Hilfsgüter, die vor allem aus dem Ausland gekommen sind. Plastikplanen, Medikamente, Kleidung und Nahrungsmittel werden über die einzelnen Pfarreien unbürokratisch an die Bebenopfer verteilt, wie Auxiliarbischof Georgio Rosa Chavez Donnerstag in einer Pressekonferenz erklärte. Der abhängige Gewerkschaftsdachverband UNTS hat seine eigenen Katastrophenkomitees gebildet; die unabhängige kirchennahe Stiftung „Fundasal“, die Wohnbauprogramme für die Ärmsten fördert, leitet ebenso wie die Pfarren die bei ihr einlaufenden Spenden unmittelbar an die Ärmsten weiter. Sie schätzt die Anzahl der Obdachlosen auf 280.000,– - fast ein Viertel der Stadtbevölkerung. Die genannten Organisationen haben sich bisher als weit effizienter erwiesen als die von Präsident Duarte eingesetzte Katastrophenkommission, die sich ausschließlich aus Privatunternehmern zusammensetzt. Wer die Hilfe dieser Institution in Anspruch nehmen will, muß komplizierte Formulare ausfüllen und die Unterschriften von Regierungsvertretern einholen. Nachdem die Bebenopfer mit dem Papierkrieg nicht zurechtkamen, wurde am Donnerstag das Messegelände, wo die Katastrophenkommission die Hilfsgüter ausgibt, bis auf weiteres geschlossen. Die Regierung fürchtet nun offensichtlich, daß die privaten und kirchlichen Organisationen aus ihrer Erdbebenhilfe politischen Nutzen ziehen könnten, und hat mehreren Sondermaschinen mit Hilfsgütern für die Kirchen die Landeerlaubnis verweigert. Bis zu 15 Flugzeuge sollen in Mexiko und den USA auf das grüne Licht aus San Salvador warten. Medico International und die Christliche Initiative Romero haben ein Hilfskonto eröffnet: Konto 1.800, Medico International, Stadtsparkasse Frankfurt, Stichwort: El Salvador. Hilfskonto des El Salvador–Komitees Berlin, der AL (Berlin) und verschiedener Solidaritätsgruppen: Antonio Dillmann–Corrales, Postgiroamt BlnW, Kto. 450713–106, Stichwort: UNTS

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