: Südafrikanische Büros gestürmt
■ Nach dem Tod des Präsidenten von Mozambik verwüsten schwarze Studenten südafrikanische Büros
Aus Harare Christoph Fleischer
Einen Tag nach Bekanntwerden des Todes des mozambikanischen Präsidenten Samora Machel kam es am gestrigen Dienstag in der zimbabweschen Hauptstadt Harare zu antisüdafrikanischen Demonstrationen und Randale. Die Büros der südafrikanischen und der malawischen Fluggesellschaft wurden völlig zerstört, die diplomatische Vertretung Malawis verwüstet und die südafrikanische Handelsmission angegriffen. Auch die Botschaften der USA und der BRD wurden attakiert. Gegen neun Uhr morgens zogen etwa 3.000 Studenten, zum Teil mit Steinen und Stöcken bewaffnet, von der Universität in die Innenstadt von Harare. Sie trugen Plakate mit der Aufschrift: „Tod den Mördern Machels! Vergeltung!“ Viele Passanten schlossen sich den Studenten an. Augenzeugen berichteten, daß Weiße aus ihren Autos gezerrt und verprügelt worden seien. An mehreren Stellen wurden Polizisten aus der Menge heraus mit Steinen beworfen. Daraufhin sperrten bewaffnete Einheiten, die das Geschehen zunächst nur beobachtet hatten, die Innenstadt ab, Militärpatrouillen besetzten die wichtigsten Kreuzungen. Offensichtlich handelte es sich bei den Demonstrationen um spontane Proteste. Viele Zimbabwer sind verwirrt und spekulieren über die Ursachen des Absturzes der Präsidentenmaschine. Denn noch am Sonntag kam die zimbabwesche Wochenzeitung Sunday Mail mit dem Aufmacher heraus, Pretoria wolle Machel umbringen. Fortsetzung auf Seite 6 Auch am Dienstag stellten die zwei Tageszeitungen in Harare einen klaren Zusammenhang zwischen Machels Tod und den südafrikanischen Drohungen her. Pretorias Verteidigungsminister Magnus Malan wurde mit den Worten zitiert, Machel hätte wohl die Kontrolle über sein Land verloren. Wenn Mozambique Terror und Revolution wähle, würde Südafrika genauso handeln. Auch sehen viele Zimbabwer einen Zusammenhang zwischen dem Tod des Präsidenten und einer Großoffensive der von Südafrika unterstützten Widerstandsbewegung RENAMO in Mozambique. Von den Attacken sind vor allem zwei Provinzen betroffen: das im Nordwesten an Malawi angrenzende Tete und die weiter südlich gelegene Provinz Manica mit dem für Zimbabwe wichtigen Beira– Korridor, Zimbabwes zentrale Verbindung zum Meer. Entlang der rund 250 km langen Strecke sind etwa 12 000 zimbabwesche Soldaten stationiert. Trotz einer Nachrichtensperre über militärische Aktionen wurde am vergangenen Freitag bekannt, daß Zimbabwesche Truppen bei einem Angriff der Rebellen auf ein Militärlager erhebliche Verluste erlitten. Die Teteprovinz erlebt seit Anfang Oktober eine massive Infiltration von MNR–Banditen aus Malawi. Banda wird mit einer gewissen Berechtigung unterstellt, daß er sich zum Vollstrecker südafrikanischer Politik machen läßt. Zwar äußert sich das offizielle Zimbabwe in diesem Zusammenhang gemäßigter, aber das ist den jungen städtischen Schwarzen nicht genug. Sie demonstrieren Stärke und Mut zum Widerstand, wenn sie auf die Plakate schreiben: „Wir haben Samora verloren, aber wir können es uns nicht erlauben, Mozambique an die Buren zu verlieren. Der Kampf geht weiter.“
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