piwik no script img

DDR öffnet sich nach Osten

■ Honecker bringt aus China ein Technologieabkommen und Aufträge für die DDR–Wirtschaft mit Chinas Presse hat viel Lob / DDR–Jugendgruppen dürfen demnächst in die Volksrepublik reisen

Peking (ap/taz) - Erich Honecker kann zufrieden sein. Sein Besuch in China hat sich schon jetzt für die DDR gelohnt. Sie darf in diesem Planjahrfünft dreihundert vollklimatisierte Eisenbahnzüge ins Reich der Mitte liefern und bekommt dafür Textilien. Mit dem Abkommen über die wissenschaftlich–technische Zusammenarbeit, das am Freitag in Peking feierlich unterzeichnet wurde, sind langfristige Perspektiven für die wirtschaftliche Zusammenarbeit eröffnet worden. Schwerpunkte des über 15 Jahre gültigen Abkommens sind der Maschinenbau, die Elektronik und die Chemieindustrie. Der Präsident der Volksrepublik Li Xiannian sprach in seiner Rede an, worum es bei dem Besuch des SED–Chefs auch ging: um die Verbesserung der Beziehungen zwischen China und dem „Sozialistischen Lager“. Es wurde zwar nichts darüber veröffentlicht, doch wie schon bei dem Besuch des polnischen Staatschefs Jaruzelski vor einem Monat ist anzunehmen, daß Honecker auch Möglichkeiten für die Verbesserung der Beziehungen Chinas zur Sowjetunion erkunden sollte. Nachdem die sowjetische Führung durchsickern ließ, daß man über die Besetzung Kambodschas durch Vietnam nicht mehr ausgesprochen glücklich ist und es deutliche Zeichen gibt, daß die UdSSR Druck auf Vietnam ausübt, ist eine weitere Klimaverbesserung zwischen den kommunistischen Großmächten möglich. Mit dem Abzug von Truppen aus Afghanistan und dem bekundeten Willen, Raketen aus der Mongolei abzuziehen, ist die UdSSR schon vorher in zwei strittigen Punkten der chinesischen Führung entgegengekommen. Bei den direkten Kontakten zwischen UdSSR–Offiziellen und der chinesischen Führung wurden Verhandlungen über diese drei strittigen Punkte vereinbart. Die chinesische Presse widmete dem Besuch Honeckers weiten Raum. Dabei wurde der Staatsgast von der Parteizeitung „Renmin Ribao“ und dem Wochenblatt „Liaowang“ gelobt: Honecker habe schon seit langem konstruktive Beiträge zur Lösung internationaler Probleme geleistet. Sowohl die DDR als auch China hätten große Möglichkeiten für den weiteren Ausbau der Zusammenarbeit. Zum Lohn dürfen erstmals DDR–Jugendgruppen nach China reisen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen