: Politik im Strickmuster des Bürgerkriegs
■ Zum Abbruch der britisch–syrischen Beziehungen
Gemeinhin gehört es nicht zum politischen Stil, der das Verhältnis von Krieg und Frieden zwischen den Staaten reguliert, normale diplomatische Beziehungen zu pflegen und zugleich Bomben zu plazieren. Das Schwurgericht im Londoner Prozeß gegen den Flugzeugbomben–Attentäter Hindawi hat Repräsentanten des syrischen Staates als Mittäter identifiziert und damit der Regierung Thatcher die Legitimation geliefert, das Regime des Generals Assad insgesamt verantwortlich zu machen. Nach den Kriterien der Reagan–Doktrin gilt also als bewiesen, daß Syrien wie Libyen in die Kategorie „staatsterroristische Regimes“ fällt. noch - verhinderte Tragödie eines explodierenden Passagierflugzeugs ist zum Anlaß geworden, Syrien politisch zu isolieren. Das heutige syrische Regime ist ein labiles System, nach innen ist es stets darauf angewiesen, die Balance der konkurrierenden Klientelgruppen, auf die es sich stützt, zu halten. Nach außen muß es offenbar auf krude Formen der Intervention in die internationale Politik, die auch Terror nicht ausschließen, zurückgreifen. Syrien hat seine staatlichen Institutionen auch Gruppen geöffnet, die es für seine Politik funktionalisieren will, aber wohl nicht mehr völlig kontrolieren kann. Diese Methoden sind nach dem Muster der syrischen Politik in den zehn Jahren des Libanon–Krieges gestrickt und hier genauso brutal und verantwortungslos, wie wenn auf die internationale Politik übertragen. Die Gefahr einer militärischen Eskalation im Nahen Osten wächst daher zweifellos in dem Maß, wie die britischen und amerikanischen Maßnahmen gegen Damaskus das Regime schwächen und zur Flucht nach vorn, in den Krieg provozieren könnten. Thomas Reuter
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