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„Waffenstillstand“ mit Pariser Attentätern

■ Pariser Abendzeitung Le Monde berichtet über Einigung zwischen französischer Regierung und den Attentätern von Paris / Auch die Regierungen Syriens und Algeriens sind beteiligt / Geld und Waffen nach Syrien und Libanon als Gegenleistung für Ende der Anschlagserie

Paris (afp) - Die französische Regierung hat nach Angaben der Pariser Abendzeitung Le Monde eine Einigung mit der libanesischen Terrororganisation FARL sowie mit den Regierungen Syriens und Algeriens erzielt, die die Beendigung der blutigen Attentatsserie mit zehn Toten und über 200 Verletzten im September in Paris bewirkt hat. Wie Le Monde in ihrer am Mittwoch nachmittag erschienenen Ausgabe berichtete, haben die „bewaffneten revolutionären libanesischen Kräfte“ einem „Waffenstillstand“ bis zum kommen den Februar zugestimmt. Zu diesem Zeitpunkt soll in Paris der Prozeß gegen den FARL–Chef Georges Ibrahim Abdallah wegen Komplizenschaft bei der Ermordung eines israelischen und eines amerikanischen Diplomaten beginnen. Nach Angaben von Le Monde hat Syrien entgegen den offiziellen Dementis für seine Mittlerrolle Geld und Waffenlieferungen für sich selbst und seine Verbündeten im Libanon zugesagt bekommen. Algerien sollte der Zeitung zufolge mit der Abschiebung von 13 algerischen Anhängern des früheren Staatschefs Ahmed Ben Bella „belohnt“ werden, die nur an den massiven öffentlichen Protesten in Frankreich scheiterte. Mit der Überwachung des „Waffenstillstands“ sind die Anhänger des prosyrischen christlichen Milizenchefs Elie Hobeika beauftragt. Sie sollen den Befehl erhalten haben, Mitglieder der FARL zu ermorden, falls es wieder zu Attentaten in Paris kommt. Der FARL soll zugesichert worden sein, daß Georges Abdallah mit einem günstigen Ausgang des Strafverfahrens gegen ihn rechnen könne, wenn die Bom benanschläge eingestellt würden. Abdallah ist derzeit wegen illegalen Waffenbesitzes in Haft. Seine Beihilfe zu den beiden Diplomatenmorden dürfte ohnehin nur schwer nachzuweisen sein. Als Beleg für ihre These wertet „Le Monde“ unter anderem die am Dienstag veröffentlichten Äußerungen von Innenminister Charles Pasqua in einer saudiarabischen Zeitschrift, der Syrien entgegen vor allem den britischen Stellungnahmen ein positives Zeugnis ausstellte. Pasqua sprach von einer „wahrhaften Zusammenarbeit“ zwischen den Geheimdiensten beider Länder. Der Minister erklärte zudem, Damaskus habe sich zudem im Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris „zu jeglicher Hilfe“ bereit erklärt. Die Zeitung verwies auf diplomatische Kontakte zwischen Paris, Damaskus und Algier. Demgegenüber erklärte der französische Außenminister, die Waffenlieferungen nach Syrien seien „blockiert“. Bereits vor zwei Wochen hatte Liberation von Gerüchten über eine Einigung zwischen der Pariser Regierung und den nahöstlichen Attentätern berichtet.

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