: „...als ob man mir in die Hose greift.“
■ Ein längst arriviertes Zeichen für gebrochene Männlichkeit auf Grünen Index?
Äußerst delikat war das Thema, mit dem sich die Wahlkampfkommission der Grünen auf ihrer letzten Sitzung befassen mußte: Es ging um Schwänze. Nein, eigentlich um Frauen und genaugenommen um Kastrationsängste. Auslöser: ein Faltblatt mit dem offiziell auf einem Parteitag abgesegneten Wahlkampfslogan „Bei uns kandidieren auch Männer“ und dem Männerzeichen, dem guten alten Mars mit hängendem Pfeil–Schwanz. Ausgerechnet eine Frau fühlte sich „angemacht“: „Wenn die (Männer) dann so schlaff sind, wie das schlaffe Männerzeichen, dann können das nur Schlappschwänze sein. Dazu habe ich aber keine Lust“. Doch selbst die Männer der Wahlkampfkommission gaben zu, daß das Zeichen des hängenden Schwanzes ja durchaus realistisch sei. Was sie aber dennoch nicht daran hinderte, Angst zu bekomen. „Ich empfinde das, als wenn mir jemand in die Hose greift“, gab ein führender Funktionär offen“herzig“ zu, worauf den Männer sogleich Kastrationsängste unterstellt wurden. Das allerdings führte zu lautstarken Protesten bei den Männern und dem trotzigen Bekenntnis: „Potenz ist etwas sehr Schönes, darauf bestehe ich, die Voraussetzung für sexuelle Erfüllung“. Hier verweigerten die geduldigen Gesprächspartnerinnen ihre Bereitschaft, noch länger Nachhilfe zu erteilen und verlangten - gemäß Frauenstatut - die getrennte Abstimmung. Einstampfen oder nicht - das war die Frage. Die Männer waren dafür, denn „der Sexismus gegen uns muß aufhören“. Die Frauen einstimmig dagegen. So wurde der Beschluß an das nächsthöhere Parteiorgan, den Bundesvorstand, verwiesen. Gibt es dort keine Einigung zwischen den Geschlechtern, wäre der Bundeshauptausschuß das nächsthöhere Gremium, danach ein Parteitag im Februar. Bis dahin gilt es, das Beweismaterial sicherzustellen, den ungehörig abgeknickten Pfeil. Liebhaber und Liebhaberinnen munkeln schon jetzt, die Preise für diese Rarität würden im Laufe des harten Wahlkampfwinters horrende steigen. Dem feministischen Archiv in Frankfurt wurde bereits ein Exemplar sicherheitshalber zugeschickt. Denn den Grünen Männern ist zwar das Herz in die Hose gerutscht, aber die Faust bleibt nicht mehr in der Tasche. A. Mora
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen