piwik no script img

Poker um die Neue Heimat–Nord

■ Die Verhandlungen zwischen dem Hamburger Senat und der Neuen Heimat über Finanzhilfe für die NH–Nord drohen zu scheitern Ein Rückkauf durch die Gewerkschaftsholding BGAG rückt in Sicht / Senatssprecher auf Überraschungen gefaßt

Aus Bonn Tina Stadlmayr

„Wenn die Verhandlungen mit dem Hamburger Senat scheitern, wird die BGAG die Neue–Heimat– Wohnungen zurückkaufen. Sie wird sie jedoch mit Sicherheit nicht behalten, sondern auf dem freien Markt anbieten. Die Sozialbindung ist man dann nach einer Schutzfrist bald los.“ So erläutert der Pressesprecher der Neuen Heimat Nord, von Bülow, den aktuellen Stand in Sachen Neue Heimat. Die erwähnten „Verhandlungen“ sind jedoch schon so gut wie geplatzt. Bis heute sollte der Hamburger Senat Schiessers Neuen Gesellschaft mitteilen, welche öffentlichen Mittel er als Unterstützung zur Verfügung stellen will. Bausenator Eugen Wagner erklärte jedoch: „Ich bin nicht erpressbar. Ich lasse mich weder unter Druck, noch unter Zeitdruck setzen.“ In diesen Tagen werden die Forderungen Schiessers in Hamburg nach den Worten von Senats– Pressesprecher Detmar Müller– Landre dahingehend geprüft, „ob Ansätze zu erkennen sind, die in Einklang zu kriegen sind mit dem Regionalisierungskonzept des Senats.“ Der Hamburger Senat ist bereit, die NH Nord mit ihren 41.000 Wohnungen zum Nulltarif von Schiesser zu übernehmen. Falls außerdem die Banken auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten und die BGAG das Stammkapital aufstockt, dann könnte die Gesellschaft mit Steuermitteln saniert werden. Dazu werden nach neuesten Schätzungen rund 300 Millionen Mark nötig. Fest steht, daß die 41.000 Wohnungen bei weitem nicht so viel Wert sind. Aus diesem Grund ist der Senat nicht bereit, auch nur einen Pfennig für die Gesellschaft zu bezahlen. Auf die Frage der taz, ob er es für möglich halte, daß die BGAG die Wohnungen zurückkaufe, erklärte Meier– Landre: „Als Herr Breit dies im September vorschlug, war der Rückkauf noch nicht eingeleitet. Inzwischen schließe ich nicht aus, daß über Nacht wieder was Neues bekannt wird.“ Auch von Bülow hält den Rückkauf für wahrscheinlich. Die Angestellten der Neuen Heimat Nord sind verunsichert - immerhin hat Schiesser bereits 400 Entlassungen angekündigt. Von Bülow: „Ich gehe jedenfalls nicht davon aus, daß mein Arbeitsplatz bis in alle Ewigkeit gesichert ist.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen