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KSZE–Konferenz ist „eine komplette Farce“

■ Menschenrechtsgruppen fordern am Rand der Wiener KSZE–Konferenz sowjetische Amnestie für Dissidenten

Wien (ap) - Für großes Aufsehen sorgte die am Dienstag parallel zur KSZE–Eröffnung begonnene Veranstaltungsreihe der Organisationen „Resistance International“ und des „Andrej–Sacharow– Instituts“. Der erst vor wenigen Wochen freigelassene sowjetische Regimekritiker Juri Orlow unterstrich, daß die Koalition der Gruppen und Organisationen von den USA fordere, ein Schlußdokument der Wiener Konferenz von einer sowjetischen Amnestie für Dissidenten abhängig zu machen. Ohne ein solches Dokument wäre es eine „Konferenz ohne Sinn“, sagte Orlow. Er wies darauf hin, daß der Westen oft nicht den Zusammenhang zwischen Sicherheit und Menschenrechten sehe. Der an der Veranstaltung teilnehmende US–Delegationsleiter Warren Zimmermann ging auf die Forderung nicht ein, wies jedoch auf die hohe Bedeutung der Menschenrechtsfrage für die USA hin. Der 1976 in einem Austausch aus der Sowjetunion freigelassene Physiker und Regimekritiker Bukowski zeigte sich auf einer anderen Pressekonferenz besonders kämpferisch. Die „endlosen Diskussionen“ bei den Konferenzen seien überflüssig, meinte er. „Diese ganze Konferenz hier in Wien ist eine komplette Farce“, lautete sein Kernsatz. Einige Oppositionelle nutzten auch Termine der „offiziellen“ KSZE für Aktionen. So wurden Pressekonferenzen sowjetischer Delegationsmitglieder durch Spontanaktionen von Einzeldemonstranten - meist Familienangehörige sowjetischer Juden - unterbrochen, die auf die Schicksale ihrer Familien hinwiesen. Andere Gruppen griffen zum Mittel der Demonstration. Alle Aktionen verliefen nach Angaben der Polizei bis zum Dienstag abend ohne Zwischenfälle. Die Demonstranten auf dem Heldenplatz in der Nähe des Tagungsorts waren von einem starken Polizeiaufgebot vom Konferenzzentrum ferngehalten worden.

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