: I N T E R V I E W „Die Auskünfte konnten uns beruhigen“
■ Dr. Volkmar Köhler, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, zur Polizeihilfe an Guatemala
taz: Warum Polizeihilfe für Guatemala, wo die Menschenrechtsverletzungen seit Amtsantritt des Christdemokraten Cerezo nicht abgenommen haben? Köhler: Präsident Cerezo hat uns glaubhaft gemacht, daß der Prozeß der demokratischen Entwicklung schwer durchführbar ist, wenn der neuen Regierung nicht einmal eine Polizei zur Verfügung steht, die im Rahmen der Verfassung und der Gesetze arbeitet. Der bisherige Polizeichef - ein Zivilist - wurde im Juli abgelöst durch Oberst Caballeros, der während der schlimmsten Menschenrechtsverstöße im Guerillagebiet tätig war. Läßt sich eine Polizei so demokratisieren? Wir haben uns dafür interessiert, ob die Persönlichkeit des Herrn Caballeros Anlaß zu entsprechenden Zweifeln bietet. Die Auskünfte, die wir eingezogen haben, haben uns beruhigen können. Ich sage aber in aller Offenheit: Nach einer langjährigen Diktatur - ich erinnere mich sehr deutlich an die Zeit vor vierzig Jahren bei uns - dürfte es sehr schwerfallen, im Lande Menschen zu finden, die nicht in irgend einer Weise eine Position bekleidet haben, die zu solchen Nachfragen berechtigt. Unter den Militärs - oder auch den Zivilisten? Sowohl als auch. Eine menschenrechtsverachtende Diktatur hat die Gewohnheit, jeden, der irgendeine Position einnimmt, auch in ihre Kreise einzubeziehen. Da bleibt man nicht unberührt. Deswegen ist die Frage, die man nur nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden kann, ob eine solche Persönlichkeit den glaubwürdigen Eindruck erweckt, daß sie wirklich zu einer anderen Grundhaltung entschlossen ist, oder ob sie so belastet ist, daß man sie nicht akzeptieren kann.
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