: Hungermarsch in Honduras
■ 5.000 honduranische Familien wollen die Regierung in Tegucigalpa zu Notmaßnahmen für die von Hungersnot Geplagten im Süden des Landes auffordern
Tegucigalpa (afp) - 5.000 honduranische Männer, Frauen und Kinder sind am Montag im Süden des mittelamerikanischen Landes zu einem „Hungermarsch“ in die über 200 Kilometer entfernte Hauptstadt Tegucigalpa aufgebrochen. Rund 250.000 Menschen sind im Süden von Honduras seit sechs Monaten von einer schweren Hungersnot betroffen. Bislang starben vor allem Kinder an der Mangelernährung; insgesamt kostete die Katastrophe sieben Menschenleben. Der Marsch war bereits Anfang Oktober angekündigt, jedoch bisher in der Hoffnung verschoben worden, daß Staatspräsident Jose Azcona die von einer Dürre betroffenen Departements Choluteca und Valle zum Notstandsgebiet erklärt. Das berichteten Pressekorrespondenten aus der Re gion. Weiter hieß es vor informierter Seite, die honduranische Armee wolle den Marsch in einer der Ortschaften der betroffenen Zone aufhalten. Dem von Concepcion de Maria (Choluteca) ausgegangenen Marsch haben sich Bewohner aus über dreißig Gemeinden angeschlossen. Die Marschteilnehmer mit vom Hunger gezeichneten Gesichtern kommen nur langsam voran und machten eine erste Rast an einer Zufahrtstraße nach Choluteca. Einem Korrespondenten des Senders „Radio America“ zufolge hatten Soldaten an einer Brücke am Ortseingang von Choluteca, an der der Marsch vorbeikommen wird, Aufstellung bezogen. Ein Bauer erklärte, man wolle die Regierung in Tegucigalpa zu Notmaßnahmen für die von der Hungersnot betroffenen Menschen zu auffordern. „Es gibt keinen Grund, warum die Armee uns den Weg versperren sollte“, betonte er gegenüber Journalisten. Die katholische Kirche von Honduras hat bereits wiederholt gewarnt, daß die Hungersnot im Süden des Landes zu gewalttätigen Ausschreitungen führen könnte, wenn die Menschen dort vernachlässigt, vergessen und ihnen nicht geholfen werde. Der Kirche zufolge hat die Regierung angesichts des Ausmaßes der Katastrophe bisher nicht genug unternommen. Daraufhin hatte honduranische Staatspräsident Azcona vor zwei Wochen angekündigt, er werde im Kongreß die Gesamtsumme von 500.000 Dollar für die Betroffenen beantragen. Das Ergebnis läßt bisher jedoch auf sich warten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen