: Bildungspolitische Notizen
BILDUNGSPOLITISCHE NOTIZEN „den Hochschulen ist ein Stück Autonomie zurückgegeben worden.“ Diese Ansicht vertritt der Vorsitzende der Westdeutschen Rektorenkonferenz (WRK), Berchem, in bezug auf die zum Wintersemester 86/87 erstmals praktizierten persönlichen Auswahlgespräche mit Bewerbern für Medizinstudienplätze. 1.800 Studienplätze wurden in diesem Jahr von den Hochschulen selbst vergeben. Für jeden freien Platz wurden drei Bewerber ausgelost, die sich einem halbstündigen Auswahlgespräch mit den Fachprofessoren unterziehen mußten. Bisher wurden die zahlreichen Klagen gegen dieses Verfahren spätestens in der zweiten Instanz zurückgewiesen. (dpa) Sogenannte „Bundesliga–Tabellen“, die die wissenschaftliche Leistungskraft der deutschen Hochschulen bewerten, hat jetzt der Gießener Psychologe Prof. Ernst Giese im Rahmen einer Untersuchung vorgelegt. Die Hochschule Freiburg, Heidelberg und Konstanz liegen dabei an der Spitze von Gieses Rangliste. Zu den fünf Leistungsmerkmalen für seine Untersuchung gehören u.a. die Habilitationsquote und die Drittmittelquote. Der Berliner Wissenschaftssenator Turner (CDU) sprach in einer ersten Reaktion von einem „unhaltbaren Verfahren“ und betonte, daß die Aussage, wie schnell man an einer Universität einen Professorentitel erwerben könne, keine Aussage über wissenschaftliche Leistungskraft darstelle. (dpa) „Neue Impulse“ durch Privathochschulen erwartet Staatssekretär Pfeifer vom Bildungsministerium. Die Privaten stellen für Pfeifer einen „wesentlichen Beitrag für die Schaffung eines differenzierten Hochschulsystems“ dar. Derzeit bestehen in der Bundesrepublik 52 nicht–staatliche Hochschulen. (taz) Immer weniger Studenten beziehen ein Darlehnsstipendium nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Nach dem Jahresbericht des Studentenwerks München erhalten nur noch 17 Prozent der 100.000 vom Studentenwerk betreuten Studierenden eine staatliche Zuwendung. Zehn Jahre zuvor betrug die Förderungsquote noch 38 Prozent. (taz) Die Universität Köln steht vor dem Problem, die Bezüge der wissenschaftlichen und studentischen Hilfskräfte um 3,5 ohne dafür eine Etaterhöhung in Aussicht zu haben. Eine entsprechende Anordnung der NRW–Wissenschaftsministerin Anke Brunn (SPD) veranlaßte die Universität zur Erwägung eines Konzepts, nach dem alle Verträge, die zum Jahresende auslaufen, nicht verlängert und außerdem Stellen gestrichen werden sollen. Studenten und Professoren haben gegen diese Pläne mit diversen Versammlungen, einem Aktionstag sowie einem befristeten Streik protestiert. Inzwischen wurden die Verträge zwar verlängert, dafür soll aber bei den Sachmitteln gespart werden. Eine endgültige Entscheidung über die Sparmaßnahmen fällt bei den kommenden NRW–Haushaltsberatungen. (taz) Immer weniger Frauen studieren an Deutschen Hochschulen. Im Falle der Hamburger Universität liegt der Anteil heute bei weniger als 40 Hamburger Koordinationsstelle für Frauenstudien und Frauenforschung nach einer Tagung von Teilnehmerinnen aus Norddeutschland und Nordrhein– Westfalen mit. (dpa) Den Sozialwissenschaften soll die Existenzberechtigung abgesprochen werden. Das vermutet der AStA der Universität Kiel in seiner Kritik der Forschungspolitik der Hochschulleitung. Ein Konzept „für die wissenschaftliche Schwerpunktlegung“ der kommenden Jahre, das jetzt dem AStA zur Kenntnis gelangte, widmet 2/3 aller Projekte den Bereichen der Naturwissenschaften und der Medizin. Der AStA der Kieler Universität kritisierte weiterhin, daß die Konzeption „als Ganze“ bisher keinem Gremium der Hochschule zur Debatte vorgelegen habe. Ein Alternativkonzept ist in Vorbereitung. (taz) Eine „Verdummungsaktion“ hat der AStA der Gießener Universität die vom Verband der deutschen Studentenschaften (VDS) geplante Studentenbefragung „für eine Hochschule der Zukunft“ genannt. In seiner Zeitschrift Unipress veröffentlicht der Studentenausschuß die Fragen des VDS vorab: „Ich bin dafür, daß alle Studierenden eine sinnvolle und qualifizierte Ausbildung erhalten - Ja/Nein.“ Oder: „Ich bin dafür, daß alle Studierenden sozial abgesichert studieren können - Ja/Nein.“ Drei weitere Fragen folgen. (taz) Die Vernachlässigung der politischen Bildung befürchten die Mitglieder des „Arbeitskreises Deutscher Bildungsstätten e.V.“. In einer Stellungnahme zum „Stellenwert politischer Bildung“ problematisiert der Verband die derzeitigen Bestrebungen, „Weiterbildung auf berufliche Qualifizierung zu konzentrieren“ und sie gleichzeitig auf technologische Erfordernisse zu reduzieren. (taz)
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