: Grüne Listen–Föderation in Italien
■ Im Finale Ligure wurde am Wochenende ein „Elferrat“ gegründet, der ein gemeinsames Programm der verschiedenen Grünen Listen erarbeiten soll / Frauen–Antrag abgelehnt
Aus Rom Werner Raith
Eine Listenförderation (“Federazione delle liste verdi“) haben sie nun, Italiens Grüne: Eine Partei wollen und werden sie gleichwohl nicht sein. Auf eine Art Vereinigungskongreß in Finale Ligure haben 110 Vertretungen (von bisher 114 bestehenden grünen Listen) mit fast 90 Einrichtung einer nationalen Koordinationsstelle beschlossen, die sowohl als Ansprechpartner für andere Gruppen mit Grüner Zielrichtung dienen soll, wie auch die Teilnahme an Wahlen und bei anderen politischen Geschehnissen überregionaler Bedeutung vorbereiten wird. Die Ausgangsposition für die Konsolidierung einer Grünen Politik auf nationaler Ebene ist dabei ziemlich genau das Gegenteil derer, die in der Bundesrepublik bestand. Während es in Italien bereits seit Jahrzehnten starke Umweltschutzverbände gibt, die auf nationaler Basis operieren - Amioi della Terra, WWF (World Wildlife Fond), Italia Nostra, Lega per lambiente z.b. - waren die Grünen bisher eher auf lokaler oder regionaler Ebene organisiert. Die mögliche Vereinigung der Grünen Listen zu einem Landes verband mußte daher von vornherein dieTeilnahme der großen Umweltverbände sichern - die Grüne Zukunft wäre sonst zu Ende, ehe sie beginnt. Dazu kommt, daß die meisten Listen das herkömmliche Parteiengefüge insgesamt ablehnen, also einen mächtigen Horror vor einer grünen „Partei“ mitbringen. Den Vorschlag Alexander Langers aus Bozen (Alternative Liste), angesichts einer eher unübersichtlichen Lage keine Entscheidungen zu fällen und eine weitere Klärung von Positionen abzuwarten sowie weitere Alliierte, etwa unter den Katholiken, zu suchen, mochten die Delegierten jedoch auch nicht annehmen: Die Wahlen drängen, und daß weitere Vor–Diskussionen die Listen einander näher rücken lassen, ist tatsächlich kaum zu erwarten. So kam es zu einer Lösung, die eine möglichst breite Plattform ermöglicht: ein Elferrat wurde eingerichtet, in den nicht nur Listen– grüne geschickt wurden, sondern auch Vertreter der Umweltschutzverbände. Dieser Elferrat bekommt keinen Vorsitzenden - die Angst, wie in der Bundesrepublik alsbald Politstars heranzuziehen, wurde immer wieder artikuliert. Das Gremium hat nun die Aufgabe, die Grundlagen für ein na tionales Grünen–Programm zu erarbeiten. Eine Niederlage erlitten die Frauen - sie hatten, aufgrund ihrer zweifellos großen Erfolge als Massenbewegung die Garantie von sechs Sitzen im Elferrat gefordert. Der Antrag kam jedoch nicht durch: Beschränkte Genugtuung brachte dann jedoch das Wahlergebnis das für die vier schließlich in den Rat entsandten Frauen wesentlich bessere Ergebnisse brachte als den männlichen Kollegen.
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