: Krupp: Kein Grund zum Feiern
■ Die „Waffenschmiede der Nation“ wurde 175 Jahre alt / Firmengeschichte als Hypothek
Am 20. November 1811 gründete Friedrich Krupp eine kleine Gußstahlfabrik mit vier Mitarbeitern. In fünf Generationen der Inhaber– Familie wurde daraus eines der größten europäischen Imperien der Investitionsgüter–Industrie. Ein Blick auf die Expansionsetappen des Konzerns nehmen der neutralen Bezeichnung „Investitionsgüter“ ihre Harmlosigkeit: Kriege und deren Vorbereitung waren die Auslöser des guten Geschäfts. Im deutsch–französischen Krieg 1870/71, im Ersten und im Zweiten Weltkrieg rüstete Krupp die deutschen Armeen mit Waffen aus. So intim war das Verhältnis zu den Schlachtfeldern, daß eines der Geschütze nach der Tochter des Chefs liebevoll „Dicke Berta“ genannt wurde. Direkt war auch der Kontakt zu den jeweiligen Machtinhabern. Hitlers Besuch in der Villa Hügel war die Zurschaustellung guter Beziehungen, deren Grundstein nicht–öffentlich mit der Unterstützung des Industriefonds für die NSDAP gelegt wurde und deren Interessenüberschneidungen nicht zuletzt daran deutlich werden, daß der Konzern 1943 mit einem hohen Anteil ausländischer Zwangsarbeiter seinen höchsten Beschäftigungsstand erreichte. 1948 wurde Alfred Krupp, von einem amerikanischen Militärgericht zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt, das Vermögen wurde eingezogen. Im März 1953 wurde das Urteil aufgehoben, die Rekonstruktion des Konzerns begann. Heute ist Krupp eine Kapitalgesellschaft mit eine 25 Umsatz von 20,6 Mio. DM. Das Rüstungsgeschäft trägt hierzu sieben Prozent bei. Es ist keine Fehlleistung wenn sich auch heute bei dem Namen Krupp neben dem Begriff Stahl etwas Branchenfremdes in die Erinnerung drängt flinke Windhunde. Georgia Tornow
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