: Palästinenser verhandeln um die Nationale Einheit in der PLO
■ In Moskau begannen am Wochenende Gespräche zwischen Vertretern der Al–Fatah und PFLP / Habash für Kündigung des Amman–Vertrags / Kämpfe um Flüchtlingslager verschärft
Berlin (taz) - Auf dem Hintergrund zunehmend heftiger Kämpfe um mehrere palästinensische Lager im Libanon haben sich am Wochenende in Moskau führende Vertreter der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) unter der Leitung von Dr. George Habash und Mitglieder des Zentralrates der al–Fatah, der unter dem Vorsitz von Jassir Arafat größten Organisation innerhalb der PLO, getroffen. Die al–Fatah Delegation wird von Khalil Wasir, genannt Abu Dschihad, dem zweiten Mann hinter Arafat in der PLO angeführt. Beide Seiten erklärten, ihre Gespräche seien ein Versuch der Wiederherstellung der Nationalen Einheit im Rahmen der PLO. Die Versöhnungsgespräche hatten am Mittwoch unter Vermittlung der tschecheslowakischen Regierung in Prag begonnen, von wo beide Delegationen am Freitag gemeinsam nach Moskau geflogen waren. In einer Stellungnahme gegen über der Nachrichtenagentur AP erklärte Abu Dschihad, daß die al– Fatah bereit sei, mit der PFLP und anderen palästinensischen Organisationen eine Vereinbarung zu treffen über die gemeinsame Abwehr von Angriffen auf palästinensische Lager im Libanon und über ein koordiniertes Vorgehen gegen die israelische Besatzung sowohl im Süd–Libanon wie in Palästina selbst. Um den inner–palästinensischen Streit endgültig zu beenden, habe er der PFLP die baldige Einberufung des Palästinensischen Nationalrats vorgeschlagen, sagte Abu Dschihad. Der Sprecher der PFLP, Bassam Abu Sharif, erklärte gegenüber der taz, Voraussetzung für die Wiederherstellung der Nationalen Einheit sei die eindeutige Abkehr Arafats vom sogenannten Amman–Vertrag zwischen König Hussein von Jordanien und dem PLO–Führer sowie der Abbruch der Beziehungen der al–Fatah zu Aegypten, dem Regime des Camp– David–Friedensabkommens mit Israel. In dem Vertrag von Amman, der bisher nur von jordanischer Seite gekündigt wurde, hatten sich Arafat und Hussein auf eine gemeinsame Politik zur friedlichen Lösung der Palästina–Frage geeinigt. Unterdessen haben sich die Kämpfe zwischen Einheiten der schiitischen Amal–Bewegung und der PLO im Libanon ausgeweitet und verschärft. Nach einmonatiger Ruhe kam es am Wochenende in dem größten Flüchtlingslager im Libanon, Ain al–Heloue bei Saida, zu heftigen Artillerie–Gefechten zwischen Amal–Millizionären und palästinensischen Verbänden. Die andauernden Kämpfe haben seit Anfang Oktober mehrere hundert Menschenleben gefordert. Nach Angaben der PLO haben sich die verschiedenen Organisationen zugehörigen Verteidiger der umkämpften Lager unter einer gemeinsamen militärischen Führung vereinigt. hore
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