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Freyberg, der „wahre Lappas“

■ BGAG–Manager vor NH–Untersuchungsausschuß / Er gilt als der eigentliche Drahtzieher des Verkaufs an Schiesser / BGAG sichert Banken Liquidität der NH Gemeinnützig zu

Aus Bonn Tina Stadlmayer

Der Mann, der laut Alfons Lappas den Verkauf der Neuen Heimat an Schiesser gemanagt hat, der „wahre Lappas“ also, Rolf–Jürgen Freyberg (43), stand gestern vor dem Neue–Heimat–Untersuchungsausschuß. Die „bohrenden Fragen“ der Ausschußmitglieder hörte sich das BGAG–Vorstandsmitglied souverän lächelnd an. Dem juristischen Vollprofi kam jedoch keine einzige unvorsichtige Formulierung über die Lippen. Er bestätigte allerdings, daß er bereits im April erste Verkaufsverhandlungen mit Schiesser geführt hatte. Bis zum August seien die Gespräche dann auf „Mitarbeiterebene“ weitergeführt worden. Erst dann habe er mit Alfons Lappas die Verhandlungen zu Ende gebracht. Seit 1977 arbeitet Freyberg als Jurist für die BGAG, davor war er bei der Bank für Gemeinwirtschaft angestellt. Er soll Mitglied bei der Gewerkschaft Handel Banken und Versicherungen sein. Wie alle anderen DGB–Größen zeichnet sich Freyberg durch zahlreiche Ämter und Posten aus: Er sitzt nicht nur im Vorstand der Gewerkschaftsholding BGAG, sondern auch noch im Aufsichtsrat einer DGB–Bank und einer Bausparkasse sowie im Aufsichtsrat der Neuen Heimat Städtebau und der Neuen Heimat Gemeinnützig. Von Vermögensverschiebungen und Verflechtungen will er jedoch nichts gewußt haben: „Es hat keine Einflußnahme der BGAG auf die Angelegenheiten der Neuen Heimat Gemeinnützig gegeben. Seit 1982 hielten die Neue Heimat Gemeinnützig und die Neue Heimat Städtebau ihre Aufsichtsratssitzungen gemeinsam ab, da es Probleme gab, mit gewissen Auswirkungen auf beide Gesellschaften.“ Auf die Frage, ob es Patronatserklärungen der BGAG für die Neue Heimat Gemeinnützig gegeben habe, antwortete Freyberg: „Ich würde in diesem Zusammenhang lieber von Stützungserklärungen zugunsten bestimmter Vermögenswerte sprechen.“ Die BGAG hatte im August 1986 gegenüber den Banken versichert, durch den Aufkauf von 20.000 Wohnungen für die Liquidität der NH Gemeinnützig zu sorgen. Morgen wird im Ausschuß Bundesbauminister Schneider gehört werden. Nach ihm sollen dann noch einzelne Mitglieder des Aufsichtsrates der Neuen Heimat aussagen. Wie aus BGAG–Kreisen laut wurde, scheint inzwischen auch der Stuhl des Rolf–Jürgen Freyberg zu wackeln. Der „Drahtzieher des Verkaufs an Schiesser“ sei der falsche Mann für den BGAG– Vorsitz.

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